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Autor: Hanne Landbeck

Bei uns lernen Sie schreiben. Ob in Online- oder Präsenzkursen, schreibwerk berlin bietet Ihnen die Begleitung für Ihr Schreibprojekt, die Sie benötigen.

Das Glück des Schreibens – von Gaby Höckner

Das Glück des Schreibens

Das Glück des Schreibens ist ein Text von Gaby Höckner, den sie zu unserem Wettbewerb eingereicht hat. Sie hat gewonnen! Herzlichen Glückwunsch.

Strandgut – das ist ein Bild von Alexandra Weidmann, die sich bei der Einsendung auf unseren Newsletter “Die Badewanne …” bezog. Wir danken den beiden Frauen sehr.

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Ist der Schachtelsatz en Woke?

Ist der Schachtelsatz en Woke?

Von der Unsicherheit im Umgang mit den Worten

Der Schachtelsatz ist nicht mehr en vogue. Dafür brauchte es noch nicht einmal die Woke-Bewegung (Aufwachen, Leute: alles ist falsch – wir ändern das!)

Thomas Mann schrieb sie noch: die Schachtelsätze. Und er erhielt im Jahr 1929 sogar den Literaturnobelpreis. Nicht nur für seine Schachtelsätze, sondern selbstverständlich auch für das, was er durch sie mitteilte: den Zerfall einer bestimmten Schicht. Gleich im dritten Absatz der Buddenbrooks lesen wir:

Die Konsulin Buddenbrook, neben ihrer Schwiegermutter auf dem geradlinigen, weiß lackierten und mit einem goldenen Löwenkopf verzierten Sofa, dessen Polster hellgelb überzogen waren, warf einen Blick auf ihren Gatten, der in einem Armsessel bei ihr saß, und kam ihrer kleinen Tochter zu Hilfe, die der Großvater am Fenster auf den Knien hielt.

Text auf politische Korrektheit lesen? 

Das würde heutzutage kein:e Lektor:in mehr durchgehen lassen. Dafür aber die Gendersprache, ob mit Sternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich. Und eine Lektorin würde den Text auf politische Korrektheit lesen – die bei dem oben zitierten Beispiel von Thomas Mann wahrscheinlich den „Löwenkopf“ träfe, der in unserer sauberen Welt kein Sofa mehr zieren soll.

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Essays aus dem Kurs

Essays aus dem Kurs “Essay schreiben: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen

Hier veröffentlichen wir Essays von Teilnehmenden des Kurses “Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen“. 

Es handelt sich dabei um sehr unterschiedliche Texte – sowohl von der Länge, als auch von Inhalt und vom Stil her. Das gerade macht die Faszination dieses Genres aus: Das Essay erlaubt es jedem und jeder Autor:in, seinen:ihren eigenen Ausdruck zu finden. Die Kursleitung hilft manchmal dabei, die Gedanken präziser zu fassen, manchmal nur bei ein paar stilistischen Hürden. Auch die anderen Teilnehmenden der Kurse geben Hinweise und Inspiration. Die Gruppe trifft sich regelmäßig per Zoom

Schauen Sie selbst – lesen Sie selbst.

Die Beispiele sind schöne Betrachtungen oder gnadenlose (auch Selbst-)Analysen, einmal auch ein bisschen polemisch. Das Spektrum des Genres ist weit – und die Lust an Themen groß. 

Die verwendeten Fotos stammen von Alex Jackman (Döcke), Jakob Braun (Lüning) und Sharon Pittaway (Schönemann) – allen vielen Dank und an Unsplash ebenso. 

Die Fotos der Autor:innen in den PDFs stammen aus deren Privatbestand

Wir freuen uns über Kommentare. 

  • Berlin

    Berlin, wie haste dir verändert

    von Thomas Christian Hild

    Thomas Christian Hild ist in Berlin geboren, lebt aber seit 25 Jahren in Aachen. dadurch hat sich seine Perspektive auf die Stadt geändert. Aber die Stadt hat sich auch selbst geändert. Eine persönliche Reflexion über eine widersprüchliche Hauptstadt. 

    Was sagt man als waschechter Berliner zum Mythos Berlin? „Dit wird im Folgenden uffjedröselt.“ Schon das Waschechte möchte ich infrage stellen. Nur weil ich gebürtig aus Berlin stamme und manchmal noch den Berliner Slang „draufhabe“, wenn ich mit echten Berlinern aus der Verwandtschaft zu tun habe, bin ich nicht mehr waschecht. Denn ich lebe seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr in Berlin.

    Oft geht es nicht nur sehr ruppig, sondern teilweise auch gefährlich in Berlins Bahnen & Bussen zu. Die Aggressivität wird nicht nur verbal ausgetragen, sondern es kommt nicht selten zu kleineren Rangeleien, die einen schnell dazu bewegen, den Sitzplatz vorsichtshalber zu verlassen. Das Aus- oder Umsteigen am Kottbusser Tor ist nicht minder anstrengend, da sich hier das ganze soziale Elend exponentiell steigert und zeigt. Hier stellen sich  die sozialen Zentrifugalkräfte ungeschönt und ungewollt zur Schau.

    hier können Sie den Essay als PDF-Dokument herunterladen

  • Wie wurde ich zum Rassisten

    von Wolf-Dietrich Döcke

    Wolf-Dietrich Döcke ist in der DDR geboren und war damals überzeugter Anti-Rassist. Eigentlich möchte er das auch jetzt noch sein. In dem Essay geht er auf Spurensuche, was der Systemwechsel für ihn und seine Einstellungen bewirkt hat. 

    Hätte man mich in der DDR gefragt, ob ich ein Rassist sei, hätte ich geantwortet: “Natürlich nicht. Alles, was ich denke, ist anti-rassistisch, und die DDR ist ein anti-rassistischer Staat. Ich hasse Rassismus.” Fragt man mich jetzt dazu, über 30 Jahre nach der Wende, antworte ich: “Ich hasse Rassismus, aber ich habe selbst diskriminierende Denkweisen. Wie konnte es dazu kommen?”

    Ich möchte in dem Text die Frage bearbeiten, wie es kommt, dass diskriminierende Denkweisen in meinem Kopf Fuß fassen konnten. Niemand wird damit geboren, ich wurde nicht so erzogen, und ich kämpfe dagegen an. Dennoch. Darüber hinaus werde ich auch von mir beobachtete Diskriminierung beschreiben, die ich mir nicht zu Eigen gemacht habe. 

    hier können Sie den Essay als PDF-Dokument herunterladen

  • Über flüchtige Begegnungen

    Über flüchtige Begegnungen

    von Kerstin Lünung

    Kerstin Lüning hat ein Faible für das Schreiben – und für die kleinen Dinge des Lebens, wie hier die “flüchtigen Begegnungen”. Welch großartige Gedanken aus einem Blick von Zug zu Zug entstehen können, lesen Sie in ihrem Essay. 

    Als ich vor Jahren auf einem zugigen Bahnsteig wartete, fuhr am gegenüberliegenden Gleis ein Zug ein. Ein junger Mann öffnete ein Fenster – das war damals noch möglich – und schaute zu mir herüber. Unsere Blicke trafen sich flüchtig. Ich wendete mich ab und sah vorbeieilenden Passanten hinterher. … Mit dem Pfiff des Schaffners setzte sich der Zug in Bewegung. Ich winkte meinem Gegenüber zu und der Zug verließ ratternd den Bahnhof.

    Von Zeit zu Zeit kehre ich in Gedanken zu dieser Begegnung zurück, sie ist mir fest im Gedächtnis geblieben. Man könnte sagen, na und, was war das schon, ein kurzer Moment, nichts Bedeutendes. Indem ich mich oft und gern daran erinnere, bekommt diese kurze Begegnung eine persönliche Bedeutung …

    hier können Sie den Essay als PDF-Dokument herunterladen

  • Unzeitgemäße Gedanken zum Diskriminierungsdiskurs

    von Andreas Schönemann

    Andreas Schönemann ist Headhunter und wird nach seiner Weiterbildung demnächst eine philosophische Praxis eröffnen. In seinem Essay widmet er sich der Opferhaltung im Diskriminierungsdiskurs und bietet Stoff für hitzige Diskussionen. 

    Vorurteile zu haben ist […] nichts Neues. Auch innerhalb Deutschlands gibt es (Vor-)Urteile über die unterschiedlichen typischen Eigenschaften der einzelnen Regionen: [..] Bayern sind stur und Sachsen renitent. Apropos Sachsen:

    Als gebürtiger Sachse hätte ich also mit Sicherheit einige Gründe, mich mehrfach diskriminiert zu fühlen, denn ich bin Deutscher mit Migrationshintergrund DDR, der sich nach beruflich bedingtem Umzug nach Oberbayern seinen sächsischen Dialekt mit dem Diktiergerät im Auto abtrainiert hat, um wahrscheinliche und unangenehme Diskriminierungserfahrungen zu vermeiden. […] 

    hier können Sie den Essay als PDF-Dokument herunterladen

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Franziska Hauser auf der Burg Beeskow

Franziska Hauser – wo ist sie?

Viele fragen sich, wohin es Franziska Hauser verschlagen hat. Denn sie müssen auf die monatlichen Kreativ-Schreibstunden im Prenzlberg verzichten – bis auf Weiteres. Das heißt, bis Mitte des Jahres. Denn Franziska, die seit 8 Jahren auch für schreibwerk berlin arbeitet, sitzt im Turm – und friert, wie sie selbst sagt.

Also ist die Sache als Burgfräulein auch nicht so einfach. Da wünscht sich eine Autorin, die ihre bisher fünf Romane immer irgendwo im Stehen oder in einer Pause von der Elternarbeit geschrieben hat, in Ruhe wenigstens einen Roman schreiben zu können. Aber diese Ruhe ist kalt. Doch Franziska kann sich in jeder Situation helfen.

Franziska ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Fotografin. Immer wieder begeistert sie mit Impressionen aus dem Berliner Umland – hier ein paar Beispiele aus jüngster Beeskow-Zeit:

Beeskow

 

 

Hauser

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Burg Beeskow

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

hauser 2

 

In Beeskow erfüllt sich Franziska Hauser  den großen Wunsch nach Ruhe zum Schreiben. Bisher schrieb sie immer zwischendurch, sie ist Mutter zweier Kinder und bringt sich mit vielen Nebenjobs durchs Leben – da bleibt also wenig Zeit, um an einem Stück wie Thomas Mann – geschützt vor den Familienmitgliedern – schreiben zu können. Aber wer wirklich schreiben will, kann das auch mit einem geringen Zeitbudget, dafür ist Franziska Hauser das beste Beispiel.

Doch dass dies nicht ohne Konflikte abgeht, erzählte sie selbst im Podcast (Quelle Franziska Hauser):

Das war wirklich teilweise ein Kampf mit mir selbst. Nicht zum Schreiben zu kommen, bzw, sich selbst davon abhalten zu müssen, weil man im sozialen Gefüge funktionieren will, das ist genauso wie Hunger haben, oder nicht schlafen dürfen.

Dieser Konflikt schlug natürlich auch in dem Moment wieder zu, als die Zusage kam. Ich wusste, ich muss das noch meinem Mann und meiner Tochter, die noch zu Hause wohnt beibringen, bevor ich mich darüber freuen kann. Insofern kam die Freude ein bisschen verzögert. Aber was lange dauert, ist vielleicht letztendlich haltbarer. Ich lass mich eh nicht so leicht euphorisieren. Aber dafür eben auch nicht so leicht deprimieren.

Wahrscheinlich wird sie sich ganz merkwürdig fühlen mit der vielen Zeit – aber wenn sie mal gerade nicht in die Tasten haut, dann hat sie ja ihr zweites Standbei: die Fotografie. Wie die Bilder beweisen, nutzt sie den Apparat oft und labt ihr Auge an der Natur.

Diese Doppelbegabung kommt nicht von ungefähr, denn Franziska ist “Synästhetikerin”. Sie verbindet also zwei (mindestens) Bereiche miteinander und koppelt sie. So zum Beispiel Zahlen mit Farben. Sie sagt selbst, dass damit eine große Schwierigkeit – vor allem im Hinblick auf das Schreiben – einherging. Aber, wie jede Heldin im Roman, hat sie diese überwunden:

Ich habe zwar immer geschrieben, ich dachte aber ich hätte nicht das Recht die Worte zu benutzen, weil ich sie nicht richtig schreiben kann. Ich bin Legasthenikerin und dachte, ich darf nun mal nicht schreiben.

Vier Prozent aller Menschen sind Legastheniker. Das ist eine genetische Disposition, die ohne generelle Minderbegabung oder fehlende Bildung auftreten kann. Bei Synästhetikern sind die Gehirnverbindungen so anders, dass die Mängel durch seltsame Fähigkeiten, wie zum Beispiel ein fotografisches Gedächtnis ausgeglichen werden. Meine Eltern und meine Tochter sind auch Legastheniker mit Syästhestesie. An Zahlen und Buchstaben denken wir in Form von Farben, Materialien, oder sogar Tönen. In meiner Vorstellung ist beispielsweise der Buchstabe F aus glattem grünen Gestein mit schwarzen Flecken. Worte, die zur selben Gruppe gehören, sind für mich in anderen Gruppen verteilt, die mit der deutschen Rechtschreibung leider nichts zu tun haben. Beim Schreiben lege ich ein, für mich unlogisches, aber gültiges System über mein Logisches aber ungültiges. Da sich mein falsches System jetzt nichtmehr ändern, sondern nur durch das Richtige erweitern lässt, ist es als würden zwei Schreibprogramme aus unterschiedlichen Betriebssystemen gemeinsam funktionieren müssen. Das Richtige nur auf der Grundlage des Falschen. So funktioniert das Richtige nie ganz korrekt. Es ist schon eine Art Behinderung, die aber auch zu einer Bereicherung werden kann, weil man eben andere Wege finden muss.

In Beeskow wird Franziska Hauser an ihrem fünften Roman arbeiten: “Herbstarrest” – so lautet der Arbeitstitel und er handelt

von einer Frau, die relativ vernachlässigt in eine Kommune aufwächst und mit ihrer seltsamen Prägung dann in die Stadt kommt und erstmal die grundlegenden Dinge lernen muss, die wir für selbstverständlich halten.
Es ist dann die Geschichte eines rasanten Aufstiegs und tiefen Abstiegs.

(O-Ton FH)

Alle ihre Romane haben Frauen als Protagonistinnen, selbstverständlich spielen auch Männer eine Rolle. Ich vermeide hier das Attribut “stark”, denn Franziska ist es wahrscheinlich lieber, dass ihre HeldInnen nicht so stark sind, wie sie letztendlich dann doch handeln. Immer sind es die Brüche, die die Geschichten und Personen interessant machen.

Drei Stunden am Tag will sie an ihrem neuen Roman arbeiten, in dem es um ein Kommunenkind aus der Großstadt geht, das in die Lebenswirklichkeit fällt.

Wir wünschen ihr viel Erfolg und freuen uns, wenn sie nach dieser Klaus auch wieder bei schreibwerk erscheinen wird.

 

In der Süddeutschen Zeitung gab es kürzlich einen Artikel über Franziska Hauser auf der Burg Beeskow

Alle Fotos Franziska Hauser, außer dem Titelfoto, das ein Junge auf der Straße von ihr machte.

Das ist ein Ding: Die erzählerische Kraft von Objekten

Die erzählerische Kraft von Objekten

Dinge können viel erzählen. Schauen Sie sich mal in Ihrer direkten Umgebung um. Steht da nicht das Väschen, das Ihnen eine Verehrerin geschenkt hat? Oder verstaubt da nicht das Parfum, das jener Besucher damals Ihnen ungebeten überreichte. Als Sie gar nicht wussten, wohin mit sich? Haben Sie vielleicht sogar noch den kleinen roten Elefanten aus Plüsch, den Ihre Großtante mit ebenso großer Geste überreichte? Oder gibt es da  in der Vitrine noch die letzte Tasse des Services von Hedwig Bollhagen?Darum rankt sich die komplette Geschichte eines Frauenlebens, das zwischen künstlerischer Ambition und Anpassung (auch an das NS-Regime) schwankt?

Ich hole ein Opernglas meiner Mutter aus dem Schrank. Es ist aus schwarzem Leder, besitzt einen Goldrand und das Opernglas liegt schwer in meiner Hand. Ich selbst habe es einmal benutzt und würde es heute, da die Sehkraft nicht mehr die beste ist, sicher gut nutzen können. In der Oper. Oder im Theater. Doch ein Opernglas erscheint mir aus der Zeit gefallen, obwohl im Internet munter weiterlebt. Mich erinnert es an die Taftkleider meiner Mutter, an das Parfum, das sie auflegte vor einem solchen Abend. Auch an den wehenden Schal um ihre Schultern. Eine andere Zeit – eben die Zeit, als das Opernglas noch zur Ausstattung kulturbeflissener Frauen gehörte.

So könnte ich weiterschreiben, einmal mit den Dingen begonnen, fliegen sie mir zu. Der silberne Füllhalter, das einzige Geschenk meines liebsten Liebhabers (der aber geizig war, wenn es nur dieses eine Präsent gab). Das gelbe Quietscheentchen aus Kindertagen. Das erste Modem, das diesen ohrenbetäubenden Lärm machte. Der Bilderrahmen mit den Intarsien, den mir ein Kollege an einem denkwürdigen Abend schenkte (tu es ma soeur, tu es ma petite soeur). Oder die schon mal getragenen, zwar gewaschenen, sexy Dessous, die mehr über die Schenkerin verraten als über die Beschenkte.

Es gibt ganze Bücher, die sich um Dinge ranken: Die Geschichte der Welt in 100 Objekten , und „Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten.“

Die Methode des Show and tell – Zeig und erzähl – können Sie auch für Ihre eigene Biografie nutzen. Welche Gegenstände haben Ihre Kindheit, Ihre Jugend, Ihr junges Erwachsensein … geprägt? Wenn Sie Lust haben, können Sie nur aus Objekten Ihr Leben rekonstruieren. Und Sie werden nicht nur sich selbst königlich unterhalten. Mitunter lernen wir dadurch im Rückblick auch etwas über die Zeit. Zum Beispiel über die,  in der Jeans mit Schlag angesagt waren und man das Peace-Zeichen, selbst emailliert, an der Kette trug. Oder der Parka, das grüne Zelt.

Man könnte also das Beispiel der beiden genannten Werke imitieren und eine Geschichte des Jugendprotests in 100 Objekten erzählen. Oder eine Geschichte der Emanzipation – angefangen vom Fahrrad über den Lippenstift und die Seidenstrümpfe bzw. den Nagellack, der die Maschen halten sollte, bis zur Menstruationstasse erzählen. Unscheinbarer, aber wahrscheinlich mit sehr viel mehr Frauengeschichten verbunden, ist dagegen die Pille bzw. die Pille danach.

Was für die Biografie gilt, gilt ebenso für den Roman. Wer schon mal Romanistik studiert hat, kennt die berühmte Madeleine aus Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“. Diese hat nämlich durch ihre Form (sieht aus wie eine Brust) und ihren Geschmack die gesamte Erinnerungsmaschine in Bewegung gesetzt.

Wer Heinrich Bölls „Haus ohne Hüter“ gelesen hat, erinnert sich sicher an die Glasflasche, die die Großmutter von der Galerie schwenkt und dazu „Blut im Urin“ schreit. Wer den aktuellen Roman von Dörte Hansen „zur See“ liest, der wird das Ding als Knochenzaun und gestrandeten Wal erkennen, beides hochsymbolisch aufgeladen.

Merken Sie sich also: Dinge können sprechen. Sie können Geschichten erzählen.  Und sie sind für Ihre Autobiografie und für Ihre Romane Vehikel, die Sie ins Erzählen bringen.

Foto: Jordane Mathieu on Unsplash

Was machen die Nachrichten mit uns? Und mit unseren Geschichten? Ein Wettbewerb

Das Voting ist beendet (8.8.2022). Die Stimmen sind ausgezählt. Es gab insgesamt 32 Stimmabgaben, davon 25 als Kommentar und 7 per Mail.

Gewonnen haben:

1 Präsenzseminar in Potsdam: Ferenc Liebig mit dem Text “Schmetterling” (Text Nr. 5)

Ein Live-Seminar nach Wahl: Susanne Matsché mit dem Text “Von unten” (Text Nr. 8)

Eine Coaching-Stunde: Walburga Feistl mit dem Text: Geheimnisvolles Fragment (Text Nr. 6)

Wir bedanken uns herzlich bei allen, die sich beteiligt haben, ob als Autor*innen oder als Voter*in.

 

Die Gewinnertexte können Sie hier nachlesen:

Gewinnertexte Optimismus schreiben

und hier noch einmal die Ausschreibung:

Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten?

Was macht das alles mit uns? Die Nachrichten sind schlecht. Klar, only bad news are good news, diese Wahrheit – verbunden mit sex sells – machen die mediale Wirklichkeit aus. Damit möchte ich nicht sagen, dass die Probleme nicht existieren. Es gibt ihn, den Krieg, es gibt ihn, den Klimawandel – um nur die drängendsten Probleme zu nennen. Und es gibt leider, leider auch die Rechtsextremen, die neuerdings in Weißhemden demonstrieren, um so ihre reine Weste zu zeigen. Es gibt … und schon bin ich drin in der bad-news-Schleife, es fällt mir nichts Gutes ein.

Ich habe mir eine Nachrichtenökonomie verordnet. Nur noch einmal täglich, und sicher nicht vorm Schlafengehen. Da schaue ich dann in die Welt, die sowieso ihrem Untergang geweiht scheint, und habe gar nicht mehr die Kraft, um so viele Schicksale zu weinen, um die zu trauern, die gerade im Bombenhagel oder im Mittelmeer ihr Leben geben. Es geht nicht. Ich bin ohnmächtig und habe gar nicht so viel Mit-Leid in mir, um all das, was mir nachrichtlich angeboten wird, angemessen seelisch zu verarbeiten. Ich sitze also vor dem Gerät, ob das der Computer ist oder der Fernseher oder das Handy, ist dabei egal, die negativen Botschaften lauten immer und überall gleich.

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Wenn Heimat dämmert – Beispiel für “automatisches Schreiben”

Automatisches Schreiben – Beispieltext zum Thema Heimat

Dieses Beispiel für automatisches Schreiben (nach dem “Weiterlesen-Button”) ist ein Text, der aus einer Laune heraus geschrieben wurde. Er soll Ihnen zeigen, dass man aus einem Impuls heraus einfach drauflos schreiben kann. Die Assoziationen, denen die Autorin folgte, kamen “automatisch”.

Automatisches Schreiben

Automatisches Schreiben (auch “freewriting” genannt) ist nämlich genau das: drauflos schreiben. Ohne Angst vor der (eigenen) Zensur oder vor Kritik. Einfach aus Spaß an den eigenen Assoziationen und Ideen, an denen man sich lang hangelt während des Schreibens. Sie können sich ein Thema vornehmen und darüber schreiben. Oder sich drei Worte aus dem Wörterbuch oder der Zeitung holen und diese an den Anfang, in die Mitte und ans Ende Ihres Blattes setzen. Dann füllen Sie den Zwischenraum zwischen dem erstem bis zum zweiten und von da bis zum dritten Wort.

Sie können sich auch in den “Flow” schreiben, wenn Sie aus dem so gewonnenen ersten Text wiederum drei Worte wählen, daraus einen zweiten Text schreiben und so weiter … Sie werden staunen, welche Ideen und Themen, welche ProtagonistInnen und welche Szenen Sie dadurch finden. Lernen können Sie das automatische Schreiben in unserem Online-Kurs Kreatives Schreiben. Sie können ihn gerne eine Woche lang testen:

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Die Leichtigkeit des Feierabends – von Andrea Gärtner

Der Text entstand im Kurs „Pack die Badehose ein“ – Aufgabe: In Sommerstimmung kommen

Andrea Gärtner Jahrgang 1974, lebt und arbeitet in Südniedersachsen. 2017 erschien ihr erster Roman „Herzfehler“.

Die Leichtigkeit des Feierabends

Sie parkt das Auto und schnappt nach ihrer Handtasche. Die Post vom Nebensitz klemmt sie unter den Arm. Während sie den Wagen abschließt, entsperrt sie schon das Handy, um die eingegangenen Nachrichten zu lesen.

Ihre Mutter schickt einen Einkaufszettel, mit der Frage, ob sie das Gewünschte auf dem Wochenmarkt besorgen könne. Sie seufzt. Das heißt dann, schon um sechs aufzustehen, wenn sie vor der Arbeit den Einkauf und eine Runde Sport absolvieren will.

Eine Freundin bittet um Rückruf. Es geht um die Besorgung eines Geschenks für einen gemeinsamen Freund. Vermutlich wird das wieder an ihr hängen bleiben. „Da hast eben immer die besten Ideen!“, heißt es dann. Sie kann es nicht mehr hören.

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