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Prokrastinieren

Prokrastinieren – wie geht das?

Prokrastinieren – positiv gesehen

In crastinum (lat.) bedeutet: der morgige Tag. Procrastinare (oder auf Deutsch: prokrastinieren) meint also so viel wie: auf Morgen verschieben. Alle, die kreativ arbeiten, wissen, wie das Verschieben auf den nächsten Morgen und den übernächsten usw. funktioniert. Und wir alle kennen das schlechte Gewissen, das damit einher geht.

Lassen Sie uns das Verschieben/Aufschieben doch auch mal positiv sehen: zu jeder kreativen Tätigkeit gehört die Muße, und die kann sich in der Aufschieberitis verstecken. Gerade dann, wenn wir nichts tun, arbeitet unser Gehirn frei und unbekümmert. Irgendwann wird es tatsächlich so weit sein, dass wir das, was sich da entwickelt hat, rauslassen. Auf welche Art auch immer. Durch Malen, Singen, oder eben Schreiben.

Nun kann das Prokrastinieren ganz unterschiedliche Ursachen haben. In unserer so vollen Zeit ist es recht leicht und vor allem auch einsichtig, zu sagen: Ich habe keine Zeit. Das mache ich am Wochenende oder morgen – oder eben übermorgen.

Hier sind zwei Beiträge von Teilnehmerinnen unserer Online-Kurse, die eine prokrastiniert erst einmal, bevor sie dann doch zum Schreiben kommt und eine komplette Szene abgeliefert hat, die andere hat gar keine Zeit – und schreibt dann dennoch: und zwar ein Rezept!

amuse-gueule (Foto von Martin Widenka, Unsplash)

Diese Beiträge zeigen, dass es manchmal sinnvoll sein kann, sich mit scheinbar Sinnlosem zu beschäftigen. Sozusagen als Vorspiel. Sehen wir also das Prokrastinieren als Amuse-gueule, das Schreiben über irgend etwas anderes als Vorspeise und das eigentliche Schreiben dann als Hauptspeise. Wir sind bei der Essens-Metapher, also kriegen Sie hier erst mal das Rezept zum richtigen Prokrastinieren.

 

Mein Familienrezept für eine Septembersuppe 

von Annekatrin Himmelreich

Zubereitungsdauer: ca. 4 Wochen

Man nehme als Basis die gewöhnlich hohe Arbeitsbelastung eines Jobs im mittleren Management. Und den alltäglichen Wahnsinn einer Familie mit zwei Kitakindern. Man ergänze zwei mehrtägige Dienstreisen. Diese intensivieren den Geschmack der Arbeitsbelastung des Jobs nochmal schön. Außerdem gibt man unter ständigem Rühren die Folgen einer Heizungserneuerung dazu: 1 Rück-Umzug in die eigene Wohnung, 3 – 9 Handwerkertermine, 20 unausgepackte Kisten, die man lange schmoren lässt, 33 Versuche etwas in den Kisten zu finden (natürlich in der letzten, untersten). Das Ganze lässt man eine Weile köcheln.

Dann fügt man folgende Zutaten hinzu: Husten und Fieber beim sechsjährigen Sohn. Mittelohrentzündung bei der dreijährigen Tochter. Halsentzündung beim Vater. Eine Nasennebenhöhlenentzündung bei der Mutter. Und – für den besonderen Geschmack – eine blutende Platzwunder am Kopf der Tochter, die furchtlos die Welt erkundet. Nun lernt sie also auch die Notaufnahme am Sonntag Abend kennen. Vergessen sollte man nicht den Besuch von diversen Tagen der offenen Türen. Von potentiellen Schulen, selbstverständlich unter Zeitdruck, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft. Gewürzt wird die Suppe mit einer großzügigen Prise Schlaflosigkeit, stressbedingten, messerspitzen Paar-Streitereien. Sowie einem kräftigen Schuss schlechtem Gewissen, es alles zu wollen, aber nicht alles zu können.

Servierhinweis: Am Ende dreht man die Flamme nochmal so richtig hoch und lässt die Suppe schön überkochen. So fügt sich auch der verdreckte Herd gut in das chaotische Gesamtbild der Wohnung ein.

Guten Appetit!

***

Schreiben macht schlau!

Von Andrea Gärtner (von der auch das Foto stammt) hat uns im Krimi-Kurs folgender Text erreicht:

Schreiben macht schlau – das wisst Ihr ja alle 🙂

Ich habe dabei das Wort und vor allem die Bedeutung von “prokrastinieren” kennengelernt und festgestellt – darin bin ich Profi! Schon lange. Da macht mir so schnell niemand was vor.

Nun habe ich also Urlaub. Und während ich bisher immer genölt habe – Oh, ich habe so wenig Zeit, ich komme gar nicht zum Schreiben, … – prokrastiniere ich nun fein vor mich hin.

Damit ihr seht, wie gut mir das gelingt – und dass es dafür hier auch wirklich jede Menge gute Gründe gibt, teile ich ein paar Urlaubsfotos mit Euch 😉

Und letztlich habe ich ja dann heute doch etwas zu Papier bzw. in die Datei gebracht! Jippieh 😀

Titelfoto von Andrea Gärtner (c)

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