
Über das Reisen
Über das Reisen – und was davon bleibt
Auf Reisen wirkt die Welt wie ein Museum
Über die Sehnsucht nach dem Fremden – und was wir wirklich suchen
Lange glaubte ich, dass Reisen den Menschen größer macht. Dass man sich beim Unterwegssein innerlich ausdehnt. Dass es etwas Edles, Weites, vielleicht sogar Weltverbesserndes hat, neue Orte zu sehen. Doch je häufiger ich unterwegs bin, desto klarer spüre ich: Ich reise nicht – ich wandere durch ein Museum. Alles ist beschriftet, erklärt, inszeniert. Und letztlich: entleert. Aber voller Menschen 🙂
Die Inszenierung des Echten
Ein Spaziergang durch viele Städte und Sehenswürdigkeiten gleicht heute einer Bühnenführung: Hier das mittelalterliche Spektakel für Tourist:innen, dort die Bäuerin in Tracht mit Mikroport-Kabel unterm Kinn, die Pflaumenmarmelade anbietet. An den Wänden hängen verstaubte Fotos vom Großvater – darunter Speisekarten in Englisch, Französisch, Koreanisch. Alles ist bereit für den Blick von außen.
Was einst gelebte Tradition war, wird zur täglichen Vorführung. Kultur zur Requisite. Es geht nicht mehr um lebendige Erfahrung – sondern um das Schauspiel der Authentizität. Um Simulation. Um kontrollierte Exotik in sicherer Verpackung.
Was bleibt vom Reisen, wenn die Welt für den Blick der Besucher:innen zurechtgemacht wurde? Wenn Orte sich selbst verlieren, um attraktiver zu wirken?
Und trotzdem reisen wir.
Wir gehen los, weil uns etwas zieht. Weil uns etwas fehlt. Weil wir wissen: Irgendwo da draußen wartet ein anderer Blick. Und manchmal reicht ein kleiner Moment – ein Gespräch, ein Licht, ein Duft – um uns zu erinnern: Die Welt ist noch da. Und wir sind noch da.
In diesem Spannungsfeld bewegt sich der neue Kurs „Reisen und Schreiben – über Unterwegssein, Sehnsucht und Heimkehr“. Wir schreiben über Erwartungen und Realität, über Erlebnisse, Begegnungen, die Suche nach dem Echten und das, was wir finden, wenn wir es nicht suchen.
Es geht nicht um perfekte Erlebnisse. Es geht um die Geschichte hinter der Geschichte.
Um den Moment im Zug, im Bus, in der Wartehalle. Um das, was wir über uns selbst erfahren, wenn wir nicht wissen, wohin die Reise führt.
Vielleicht ist das Reisen keine Flucht, sondern eine Begegnung mit sich selbst.
Und das Schreiben darüber eine Einladung, wieder genauer hinzusehen.
Online-Sommer-Special: Reisen und Schreiben – Über Unterwegssein, Sehnsucht und Heimkehr
Zum Sommerende startet am 08. August ein neuer Schreibkurs, der sich genau diesen Fragen widmet: Was bedeutet es, unterwegs zu sein? Wie hat sich unser Blick aufs Reisen verändert – im Außen wie im Inneren?
In drei Modulen – vom Kofferpacken bis zur Rückkehr – schreiben wir über Reisevorbereitungen, das Unterwegssein und darüber, wie sich Erlebnisse zu Geschichten formen. Ob reale Reise oder gedankliche Bewegung: Im Zentrum steht das, was uns unterwegs begegnet – und was wir davon mit nach Hause nehmen.
Modul 1: Motivation & Kofferpacken – Warum wir losfahren und was wir mitnehmen
Modul 2: On the Road – Beobachten, verweilen, erzählen
Modul 3: Vom Erlebnis zur Erzählung – Dramaturgie, Wendepunkt, Rückkehr
Wer Lust hat, die eigene Reisegeschichte (neu) zu entdecken, ist herzlich eingeladen. Hier geht’s zur Anmeldung.