Machen Sie jede Figur einzigartig. Denken Sie beispielsweise an Owen Meany von John Irwing: die geringe Körpergröße, die Fistelstimme – gepaart mit der guten Seele von Owen Meany. Das ist speziell – und fördert bestimmte Reaktionen der Umwelt.

Gestalten Sie Ihre Figuren so einzigartig, wie Sie können. Übertreiben Sie ruhig. Das ist eine gute Methode, bestimmte Eigenarten hervorzuheben.
Das Umfeld der Hauptfigur
Versuchen Sie, so genau wie möglich über das Umfeld Ihrer Hauptfigur Bescheid zu wissen. Vielleicht ergibt sich – wie bei den oben genannten beiden Filmbeispielen – der Gegenspieler aus dem familiären Umfeld? Und schon haben Sie das Ursprungspaar: Herrscher/Unterdrücker und Opfer. Daraus entsteht Spannung – und Sie haben die Möglichkeit, die Veränderung der Hauptfigur zu inszenieren.
Oder Sie erfinden ein Freundespaar, das dieselbe Frau liebt? Schon machen Sie aus den ursprünglichen besten Freunden nun beste Feinde. Und geben der geliebten Frau die Möglichkeit, mit den beiden zu spielen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten – manchmal auch bei solchen Geschichten. Vielleicht zeigt die Frau beiden den Rücken und geht mit dem bisher Naiven der Story (dem Dritten im Freundesbunde, der sich im Hintergrund hielt), eine Beziehung ein?
Denken sie in Gegensätzen
Denken Sie in Gegensätzen. Wenn eine Ihrer wichtigen Figuren durch Hochmut hervorsticht, könnte die Gegenspielerin bescheiden auftreten. Schön und hässlich, anmutig und schlechte Manieren, ehrgeizig und erfolglos – das sind Gegensatzpaare, die produktiv sind für die Entwicklung einer Figurenkonstellation. Machthungrig und menschenfreundlich gehen ebenfalls nicht gut zusammen. Aber sie ergeben in der Konstellation und verteilt auf Gegenspieler*innen produktive Konflikte.
Blick aus dem Fenster
Aber noch sind Sie vielleicht nicht so weit, sondern arbeiten erst einmal an Ihrer Hauptfigur?
Denken Sie sich aus, wo sie wohnt. Seien Sie dabei sehr genau. Irgendein Autor hat mal gesagt, er könne erst dann seinen Roman schreiben, wenn er genau wisse, in welchem Haus die Hauptfigur wohnt. Er fahre dafür bis zu drei Monaten umher. Findet er das Haus, das ihm passend erscheint, klingelt er. Und bittet die Bewohner, sich das Haus ansehen und aus dem Fenster schauen zu dürfen. Alles ist dabei wichtig: die Atmosphäre des Hauses, die Einrichtung (die er natürlich nach eigenen Bedürfnissen auswählt), die Umgebung (der sprichwörtliche Blick aus dem Fenster). Der Geruch, die Erinnerungen, die mit dem Haus und den (auch ehemaligen) Bewohner*innen verbunden sind.
Faszinierend und spannend
Achten Sie darauf, dass Sie selbst insbesondere die Hauptfigur faszinierend und spannend finden. Das ist die beste Grundlage.
Fragen Sie sich: Was will er/sie? Welche Ziele, welche Vorstellungen vom Leben, welche Wünsche hat Ihre Figur? Daraus können Sie ebenfalls Gegenspieler*innen entwickeln. Will Ihre Hauptfigur z.B. Regisseur*in werden? Dann erfinden Sie einen Vater/eine Mutter, die strikt dagegen sind. Solche Konstellationen ändern sich mit der jeweiligen Zeit, in der die Handlung spielt. Anfang des 20. Jahrhunderts waren junge Frauen, die das Abitur machen und studieren wollten, Rebellinnen. Heutzutage ist das vielleicht jemand, der sein Geschlecht wechseln möchte.
Aber auch Kleinigkeiten sind wichtig. Beispielsweise sollten Sie wissen, was Ihr Charakter gerne isst. Oder was er gar nicht mag. Und wen. Schauen Sie sich Ihre Figuren auch mal von hinten an. Ist die Frisur akkurat? Oder splissig? Wie geht sie? Wohin?