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Krimi schreiben

Krimi Schreiben

Übersicht

Was ist ein Krimi?

Kann man Krimi schreiben lernen?

Krimi Schreiben: Übungen

Der Krimi ist ein Gefäß

Kulinarik und Krimi

Wo kann ich meinen Krimi anbieten?

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Was ist ein Krimi?

Krimi schreiben. Anleitung zum Mord – Online-Kurs von schreibwerk berlin.

Was ist ein Krimi?

Der Krimi(nalroman) ist erst einmal ein Roman. Er verfügt über eine Geschichte von Anfang bis Ende, über eine Figurenkonstellation und einer Aufgabe für die “Held*innen”. Denn – und das unterscheidet den Krimi von vielen anderen Romanen: die Aufgabe für die Ermittler*innen besteht darin, ein Verbrechen aufzuklären. Also nennt man den Krimi auch “Genreoman”, weil er erwartbare Punkte einlöst: Am Anfang steht ein Verbrechen und am Ende wissen die Leser, wer der/die Täter*in ist. Oft gibt es Verwicklungen, falsche Fährten, kurz vor der Überführung der Täter wollen die Ermittler aufgeben, was sie dann aber doch nicht tun. Das ist die typische Form des Krimis: man nennt sie auch “Detektivroman”. 

Manchmal kennt das Publikum sowohl Tathergang als auch Täter von Anfang an, und es geht in der Geschichte dann um andere Dinge als um die Verfolgung der Bösewichte. Meist sind das dann psychologisch motivierte Kriminalromane, die herausfinden, warum ein Verbrechen geschehen ist und die Geschichte vor der Geschichte erzählen. 

Doch das Publikum liebt vor allem die Whodunit-Krimis, also die, bei denen es mitraten kann, wer weshalb und wie ein Verbrechen (oder mehrere) begangen hat. Und wobei es mitfiebern und vor allen Dingen: selbst als Detektiv mitraten kann. Das sind die erfolgreichen Krimis: jene, die bis kurz vor Schluss zwar viele mögliche Täter vorstellen, aber bei denen man nicht sicher ist, wer genau es nun war. 

Auch sind Krimis dann so genannte “Page-Turner”, wenn sie die Kommissare und Kommissarinnen in gefährliche Situationen bringen, und ab und zu verliert man dann auch jemanden, den man wegen seiner aufrechten, nach Gerechtigkeit suchenden Art lieb gewonnen hat. 

Ein Krimi ist also auch immer eine Erzählung über Gerechtigkeit. Kriminalkommissare und Kriminalkommissarinnen schaffen es dann zu breiter Öffentlichkeit, wenn sie sowohl sympathisch als auch mit einer eigenen schweren Hintergrundgeschichte daherkommen. Und wenn sie, koste es, was es wolle, immer wieder am Fall nagen und solange nicht aufgeben, bis er gelöst ist. Deshalb ist Krimi schreiben eine gute Übung, um sich als Autor oder als Autorin zu versuchen. 

Krimis sind auch deshalb für Schreiblehrlinge geeignet, weil man sich an klare Elemente halten kann. Es gibt Gut und Böse, beide Seiten sind durch entsprechende Figuren repräsentiert; es gibt am Anfang ein Verbrechen (meistens Mord) – und auch meistens im Verlauf der Handlung weitere Verbrechen. Die Kettenreaktion ist wichtig: das erste Verbrechen zieht i.d.R. weitere nach sich. 

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Kann man Krimi schreiben lernen?

Ja, das kann man. Da der Krimi eine sogenannte Genre-Literatur darstellt, können sich Lernende an gewisse Vorgaben halten. Das Schema Gut/Böse dient als Grundlage.

Die Figurenkonstellation befindet sich also auf den beiden Seiten der Pole, manche Figuren können auch zwischen Gut und Böse schillern – das sind die interessantesten, denn sie bieten sich auch als (falsche) Fährten an. 

Man muss sich über die Art des Verbrechens klar werden (soll es ein Mord sein oder gar mehrere, wollen Sie lieber über einen extrem raffinierten Diebstahl schreiben?). 

Sehr wichtig ist der Plot, also die Krimi-Handlung.

Nach einigen grundlegenden Überlegungen: wo soll meine Handlung spielen? Bringe ich regionale (kulinarische, landschaftliche) Elemente mit rein. Wer sind meine Hauptfiguren. Soll das Verbrechen gewisse gesellschaftliche Missstände aufzeigen? etc. entscheiden Sie darüber, über welchen Zeitraum die Handlung spielen soll. Dann definieren Sie zunächst einmal den Beginn und das Ende. Danach entscheiden Sie, welche wichtigen Wendepunkte (Plot-Points) es – an welcher Stelle – geben soll. Daraus können Sie Szenen entwickeln. 

Wir haben ein Schema in vier Modulen entwickelt, das Sie dazu bringt, alle diese Fragen zu beantworten. In unserem Online-Kurs Krimi schreiben leiten wir Sie behutsam dazu an, auf alle wichtigen Fragen eine Antwort zu finden – und Szenen zu schreiben, die es in sich haben. 

Krimi schreiben: Übungen

Um einen Krimi zu schreiben, gelten auch die Übungen für das “normale” kreative Schreiben. Wir wenden diese spezifisch auf das Genre an. 

Listen / Brainstorming

Immer, wenn eine Idee für einen Krimi – oder einen Schauplatz, eine Figur, eine Szene, Sie streift: machen Sie eine Liste. Und wenn sie nur als Gedächtnisstütze dient, dann ist schon etwas aufgeschrieben. Denn das Allerwichtigste beim Krimi Schreiben ist es erst einmal, zu schreiben. So gewöhnen Sie sich an sich selbst als schreibende Person. Und als Autor oder Autorin eines Krimis. Sie trainieren so Ihre Gedanken in die Richtung, in die Sie sie haben möchten. 

Listen können Sie für alle Bereiche des Krimis nutzen: die Figurenkonstellation, das Verbrechen, das Setting (wo spielt was: in welcher Region, welche Elemente wollen Sie besonders hervorheben?, zu falschen Fährten, zum Wohnort der Kommissare, etc.). Wie To-do-Listen sind solche themenorientierte Listen sehr sinnvoll. Sie helfen Ihnen dann, wenn Sie an einem Krimi schreiben und gerade nicht die Muße für lange Texte haben. Lernen Sie, Ihre Liste zu „lesen“. Klopfen Sie jedes Stichwort auf die dahinterliegende Idee oder Szene oder eine Anekdote ab. Manche Stichworte können Sie wegwerfen, andere bringen Sie in Ihrem Vorhaben weiter.

Trainieren Sie es einfach. Sie werden staunen, was Sie alles entdecken.

Automatisches Schreiben/Freewriting

Schreiben Sie – ganz simpel ­– Ihre Gedanken zu Ihren Ideen auf und lassen Sie ihnen freien Lauf. Dabei brauchen Sie nicht darauf zu achten, ob der Text logisch ist, ob die Rechtschreibung stimmt: Hier kommt es darauf an, einfach die Finger auf der Tastatur zu bewegen oder den Stift auf dem Blatt.

Schreiben Sie all das auf, was Ihnen durch den Kopf geht. Nehmen Sie sich zum Beispiel vor, über Verbrechen zu schreiben. Nehmen Sie Ihre “Lieblingsverbrechen”, also jene, die Sie selbst am meisten interessieren. Vergewaltigung, Mord, Totschlag, andere Affekttaten, Diebstahl usw.  Schreiben Sie einfach “frei” darüber. Was denken Sie selbst über eine solche Tat? Welche Tat würden Sie selbst, wenn Sie eine kriminelle Person wären, gerne selbst einmal verüben? Wem würden Sie zutrauen, einen Mord zu begehen? Welche Motive interessieren Sie? Sind es Habgier, Rache, enttäuschte Liebe – oder ist es die Situation in der Welt? So können Sie sich zum Beispiel auf diese Weise spielerisch mit einer möglichen Täterin befassen, die gegen den Klimawandel keine andere Möglichkeit sieht, als die Herren von Shell & Co. ausschalten zu wollen. Oder irgendeinen Minister oder eine Chefin eines Chemieunternehmens. 

Das automatische Schreiben/Freewriting bringt Sie in diesem Fall dazu, ohne Zensur und auch ohne direkte Ergebnisvorgabe – zu eigenen Themen, Figuren, Verbrechen und zu einer Handlung zu gelangen. Zumindest die Samen für weitere Ideen zu legen. 

Machen Sie ein paar Tage lang diese Fingerübung, und Sie werden ein Gefühl für Verbrechen entwickeln, über die Sie gerne einen Krimi schreiben wollen. 

Geben Sie sich also einen festen Termin – mindestens einmal pro Woche, am besten täglich. Und seien es nur 10 Minuten, die Sie schreiben: Schreiben Sie. Lassen Sie die innere Zensur weg, erlauben Sie sich jeden – auch noch so unfertigen Gedanken.

Sie werden sehen, in diesen Texten stecken die Themen, die Sie interessieren, die Probleme, mit denen Sie hadern oder Figuren, die Sie schon im Kopf haben. Und das sind die Hinweise für die Krimis, die Sie schreiben möchten.

Bildimpulse für das Krimi-Schreiben

Nutzen Sie Bilder, die aus Zeitschriften oder recherchieren Sie im Internet. Gehen Sie dabei gezielt vor, wenn Sie die Region kennen, in der Ihr Krimi spielen soll. Suchen Sie sich entsprechende Bilder und verlegen Sie (erst mal spielerisch) eine Handlung dorthin. Zum Beispiel an einen möglichen Tatort.  Schauen Sie sie genau an, Sie entdecken sicher eine Schlüsselsituation, über die Sie schreiben können. 

Entsprechend suchen Sie Fotos, die Ihre möglichen Protagonisten darstellen könnten. Haben Sie eine Person gefunden, die Ihr Kommissar, Ihre Kommissarin sein könnte, schreiben Sie genau zu dieser Person die Hintergrundgeschichte auf: Wo ist sie geboren, warum zur Polizei gegangen, womit hadert sie gerade, was waren die wichtigsten Ereignisse in der Vergangenheit, was lässt sie nicht los, worüber ärgert sie sich, wofür brennt sie, wie wohnt sie? 

Konkrete Fotos sind sehr gut dafür geeignet, sich mit den eigenen Figuren vertraut zu machen, ihnen Leben einzuhauchen, die Motive für ihre Handlungen zu verstehen. Kurz, sie glaubwürdig zu gestalten. Dasselbe gilt natürlich auch für den Täter oder die Täterin. 

Bücher und Nachrichten als Impuls

Sicher haben Sie selbst Lieblings-Krimis? Machen Sie eine Liste, welche Krimis Ihnen gut gefallen haben. Nennen Sie die Gründe dafür. Schreiben Sie eine Passage aus Ihrem Lieblingskrimi ab – und führen Sie die Geschichte selbst weiter. Sie können auch als Übung den Stil einer Autorin oder eines Autors imitieren, um zu verstehen, wie er oder sie das machte. Wort für Wort, nennt Elizabeth George ihr Verfahren, Krimis zu schreiben – und ein gleichlautendes Buch. Denn durch diese Übung werden Sie verstehen, was es ausmacht, einen Krimi zu schreiben: ein Wort nach dem anderen aufs Papier oder in den Computer zu schreiben. 

Die Rubrik “Vermischtes” in Zeitungen ist eine Fundgrube für Krimi-Autor*innen. Schauen Sie nach, Sie finden sicher den ein oder anderen Mord, der Vorbild für Ihren Krimi sein kann – oder eine skurrile Meldung, die Sie inspiriert. 
Schreiben Sie um diese Ideen herum einfach Ihre Assoziationen auf: zum Täter*in, zum Verbrechen selbst, zu den Ermittlern und Ermittlerinnen, zum Ort des Geschehens (Tatort), zu den Hintergründen. Fragen Sie sich: Wie konnte es soweit kommen? Was bringt ihn/sie dazu, jemanden so zu hassen? War es ein Mord aus Leidenschaft? Ein Verbrechen aus Rache? Oder aus einer Notsituation heraus? Spielt Eifersucht eine Rolle? 
Stellen Sie Fragen, diese bringen Sie schließlich zu des Mordes Lösung. Und zu Ihrem Krimi. 

Worte als Impuls

Schreiben Sie einen automatischen Text (Freewriting) aus der Perspektive des Täters, der Täterin – oder aus der des Opfers –  und markieren Sie darin drei interessante Worte. (Diese drei Worte können Sie auch willkürlich aus einem Lexikon wählen).
Aus diesen drei Worten schreiben Sie einen neuen Text, eins am Anfang, eins in der Mitte und eins am Ende. Das können Sie ewig fortführen und so in den Schreibrausch, den Flow kommen. Sie werden auf diese Weise zugleich Ihre Figuren sehr viel besser kennenlernen und auf Ideen kommen, die Sie sonst nicht gehabt hätten. Probieren Sie es aus!

Menschen als Impuls

Für Ihren Krimi benötigen Sie Figuren: Haupt- und Nebenfiguren, die Opfer, die Kommissare, Zeugen, Freunde und Feinde …

Nutzen Sie Menschen, die Sie kennen, (heimlich) aus, um diese zu beschreiben. Sowohl was deren Beweggründe für bestimmte Handlungen angeht – zum Beispiel eine Trennung, oder das Nichtbeachten eines Kindes oder plötzliche sinnlos erscheinende Geldausgaben … –  als auch äußerlich: Nehmen Sie bestimmte Merkmale, zum Beispiel eine große Nase oder eine besondere Stimmlage oder ein Hinken …  und formen Sie aus diesen Elementen Ihre ganz eigenen Figuren. Diese erinnern vielleicht in einem bestimmten Merkmal an die Ausgangsperson, aber niemand wird Ihnen einen Prozess anhängen können 🙂

  • Schauen Sie sich wildfremde Menschen an – zum Beispiel im Park – und denken Sie sich deren Lebensgeschichte aus. Gestalten Sie daraus eine komplette (fiktive) Biografie und fragen sich, an welchem Scheidepunkt dieser Mann/diese Frau stehen könnte. Wieso er/sie eben Hauptkommissar/in wurde oder wieso Verbrecher oder warum gerade das arme Opfer. Vielleicht finden Sie dadurch ein starkes Motiv.
  • Beschreiben Sie Menschen, die Sie schon als Charaktere für Ihre Krimis ersonnen haben. Beschreiben Sie sie so, dass ein Zuhörer in Ihrer Beschreibung einen lebendigen Menschen erkennt, der glaubwürdig ist. Und der glaubwürdig in einem Krimi agieren kann. 

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Der Krimi ist ein Gefäß

Der Krimi ist ein Gefäß, wir werfen alles rein, was uns gefällt. Und auch das, was uns nicht gefällt. Die Bücher (und Filme) wimmeln nur so von Ängsten und Hoffnungen, Intrigen, Entführungen, Verschwörungen, Mord, Totschlag, Hass.  Auf der anderen Seite schimmern die Liebe, das Kulinarische, die Regionen mit ihren Landschaften und Mentalitäten und vor allem: die Gerechtigkeit.

Das Genre nimmt und: stirbt nicht

Das Genre nimmt und: stirbt nicht. Totgesagt war es schon von Anfang an, als es „nur“ als Buch daherkam. Nicht ernst zu nehmen von der Kritik. Bis auf ein paar Ausnahmen natürlich: Dashiell Hammett, Edgar Allan Poe, Arthur Conan Doyle (das ist der mit Sherlock Holmes), Agatha Christie, Patricia Highsmith 

Warum nur?, fragen sich verzweifelt die echten LiteratInnen, die echten LiteraturwissenschaftlerInnen, warum nur ist dieses Genre so ungemein beliebt?

Der Kriminalroman hatte lange zu kämpfen, bis er in die Weihen der Kritik aufgenommen wurde. Andrea Camillieri bedauerte das noch 2006 in „Die schwarze Seele des Sommers“:

„Dann las er (Montalbano) bis elf einen schönen Krimi zweier schwedischer Schriftsteller, eines Mannes und einer Frau, die miteinander verheiratet waren. Darin gab es keine Seite ohne einen scharfen und begründeten Angriff auf die Sozialdemokratie und die Regierung. Im Geiste widmete Montalbano ihn allen, die es für unter ihrer Würde hielten, Kriminalromane zu lesen, weil es sich ihrer Meinung nach nur um einen Zeitvertreib für Rätselfreunde handelte.“

Anfangs als läppische, mit der schnellen Feder geschriebene Unterhaltungsliteratur abgetan, findet im Verborgenen schon seit Jahrzehnten die ernsthafte Betrachtung des Phänomens statt. Schon Ernst Bloch schrieb 1960 die “Philosophische Ansicht eines Detektivromans”:

„[…] Etwas ist nicht geheuer, damit fängt das an. Aber zugleich muß nach dem Weiteren, das hier das Nähere ist, gesucht werden. Nach einem versteckten Wer ist gefragt, wird dergleichen freilich erzählt, wird es nicht hoch angesehen. Ist wenig gelobt und viel gelesen, auch von denen, die es verachten, was liegt da vor? Der Fall selber muß etwas in sich haben, so ganz nebenbei.“

Und Luc Boltanski folgte 2012 mit der soziologischen Abhandlung “Rätsel und Komplotte“. Da erscheint der Krimi als logische Folge der modernen Welt, in die das Rätsel als neue Form unseres Misstrauens gegenüber der Gesellschaft passt. Manche sehen den Krimi inzwischen sogar als die „ideale Form des Gesellschaftsromans“ (wie z.B. Gabriele Wolff, 2005).

Meist kinderlos und vor allem nachts

Denn zu zahlreich wird gemordet und dem Mord nachgegangen, er aufgespürt, analysiert, der/die Täter entlarvt, die Ordnung wieder hergestellt. Dem einsamen Detektiv folgte die einsame Detektivin, gerne mit dem Asperger Syndrom (Gil Ribero, Lost in Fuseta/ Lisbet Salander in der „Millenium“-Reihe von Stieg Larsson), meist kinderlos und vor allem nachts, wenn schon nicht ermittelnd, dann wenigstens wach liegend, einen verzweifelten Blick auf die leeren Schnapsflaschen werfend wie Louise Bonì von Oliver Bottini, wenn sie schon nicht mehr daraus trinken darf.

Gefräßig und kulinarisch

Der Krimi ist zugleich gefräßig und kulinarisch. Er verleibt sich alles ein, was es an Themen gibt. Wir brauchen nicht darauf zu wetten, wann der erste Corona-Krimi erscheint, es gibt ihn bereits: Tödliche Quarantäne von Alessandro Nonno spielt auf einem Kreuzschiff. Die Themen sind so breit gefächert wie die Gesellschaft. Kaum gehen Flüchtlinge im Mittelmeer über Bord, gibt es den entsprechenden Krimi dazu. Die ersten Hacker-Angriffe fanden als fiktive Handlung statt. Ändert sich etwas in der Gesellschaft, nimmt der Krimi es sofort auf und gestaltet die Elemente nach seinen Bedürfnissen.

Am liebsten wandeln wir auf Mordsspuren in französischen oder italienischen Gefilden; Martin Walkers “Bruno, chef de police ist ein wahrer Touristenmagnet. Viele Besucher kommen extra wegen des fiktiven und doch vorhandenen Dorfpolizisten in den Périgord. Und sicher auch wegen des Trüffels, des schwarzen Goldes, der zu manchem Mord anstiftet. Aber auch vielen LeserInnen das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Offenbar ist das Bedürfnis nach Essen und nach Landschaft groß. Vielleicht beruhigend?

Kulinarik und Krimi

Kulinarik und Krimi – ein Paar, das sich gesucht und gefunden hat. Die Verbindung scheint ideal. Einerseits, um den Spaß am Krimi zu erhöhen, andererseits, um die verloren gegangene Kochkompetenz zumindest fiktiv zu schulen. Und sicher nicht zuletzt auch, um das fragile Netz des Essens, das sich nur allzu gern in der Wirklichkeit um Korruption, Umweltzerstörung und Sklavenhalterei spannt, zu entlarven.

Es gibt eine Sparte, die sich “kulinarischer Krimi” nennt. Carsten Sebastian Henn, ausgebildeter Barista, hat sich auf Essens-Krimis spezialisiert und mit “Der letzte Caffè”  zugleich einen Triest-Reiseführer vorgelegt. Da werden also viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wer’s glaubt oder nicht: unser dickes, gefräßiges, ungemein erfolgreiches Genre vermittelt sogar Wissen.

Leserinnenlust

Dazu beigetragen hat die Leserlust, vor allem die Leserinnenlust am Genre. Offenbar sind mehr als 70 Prozent der Leser von Krimis weiblich. Und immer noch mehr als 70 Prozent der Opfer männlich. In Deutschland wird ein Viertel des Umsatzes mit so genannter Spannungsliteratur gemacht. Sagt der Börsenverein des deutschen Buchhandels.  Aber die Frauen holen auch im Genre auf, unzählbar inzwischen die Vergewaltigungsopfer, die Kindesmissbräuche. Und die Ermittlerinnen ballen die Fäuste in den Hosentaschen, entschieden, dagegen vorzugehen.

Schema und Variation

Auf der anderen Seite lacht sich der/die TäterIn ins Fäustchen. Aber nicht mehr lange. Denn das wissen wir so sicher wie das Amen in der Kirche: Am Ende wird die Gerechtigkeit siegen.

Am Anfang liegt da ein Toter, der alles in Gang bringt. Die KommissarIn ermittelt, der Mörder versteckt sich. Am Ende steht er da, entblößt, beschuldigt, entlarvt. Das ist das Schema, die Variation bilden moderne Zugaben. Schon Bertolt Brecht stellte 1938 fest, dass der Krimi aus dem vorgegebenen Schema und seiner Variation lebe.

Wie die Täter haben immer auch die ErmittlerInnen ihre dunkle Seite, doch der fundamentale Unterschied ist, dass sie auf der Seite des Guten stehen, während das Böse auf der anderen Seite sein Unwesen treibt. Die einen im Licht, die anderen im Schatten. Und man sieht sie doch. Am Ende eines Krimis, egal ob im Fernsehen oder als Buch, ist die Ordnung wiederhergestellt, die Moral hat gesiegt, wir können wieder (eine Nacht?) ruhig(er) schlafen.

Psychologisch raffiniert schaukeln Krimis erst die Spirale von Angst und Schrecken hoch, um uns am Ende mit der frohen Botschaft, dass die Verbrecher gefasst und die Ordnung wieder hergestellt sind, zu entlassen. Das Spiel von Ordnung und Chaos, unsere Rätselbegeisterung und die in der erwartbaren Schale dargebotenen Variationen des Bösen „reinigen“ unsere Seele im Sinne der Katharsis.  Die hat schon Aristoteles als Benefit für Fiktion insgesamt definiert. Doch beruhigt sind wir nur einen Moment, dann müssen wir zum nächsten Krimi greifen – oder per Fernbedienung schalten.

Unsere Ängste

Man könnte sagen, der Krimi nimmt unsere Ängste auf, die wir in einer Welt verspüren, die zwar geregelt erscheint, aber immer ungewiss ist – was uns die Corona-Krise deutlich gemacht hat. Zwischendurch laben wir unsere Seele an schönen Landschaften, privaten Desastern und süßen Stückchen. Dabei lauert die Gefahr immer und überall, um die Ecke, im Himmel, auf der Erde, im Wald, in der Stadt, auf der Insel und auf den Bergen. Sie lässt die ErmittlerInnen fast genauso staunen wie das Publikum; aber da der Wille nach Gerechtigkeit das Prinzip des Krimis ist, können wir sicher sein, dass auch wir den TäterInnen auf die Spur kommen. Das Prinzip des Rätsels, (das übrigens Luc Boltanski als Phänomen der Moderne deutet und ihm nur einen hervorragenden Platz in einer weitgehend geregelten Gesellschaft zuweist) kann sich in demokratischen Gesellschaften seinen kriminellen Weg suchen. Und wird gefunden.

Spannung, Figurentiefe, Themenwahl trennen die Spreu vom Weizen

Zugegeben, es gibt eine Menge schlecht geschriebener Krimis, schlecht gespielter Tatorte. Håkan Nesser, einer der herausragenden Autoren des Schwedenkrimis, schätzt, dass in Schweden pro Jahr 300 Krimis erscheinen, wovon lediglich 30 gut seien. Das sind zehn Prozent. In Deutschland kann man ca. 23000 Krimis aktuell kaufen, das wäre immerhin eine Ausbeute von 2300 – so viel kann man gar nicht lesen. Und die guten unterscheiden sich von den schlechten wodurch? Spannung, Figurentiefe, Themenwahl trennen die Spreu vom Weizen.  Und vor allem die Sprache: Das sind die Elemente, die einen Krimi zur Kunst machen können. Zumindest sind wir schon zufrieden, wenn wir einen gut geschriebenen Roman lesen.

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Wo kann ich meinen Krimi anbieten?

Wenn Sie dann Ihren Krimi fertig haben, oder so gut wie fertig sind, können Sie sich an einen der einschlägigen Verlage wenden. Dafür benötigen Sie ein Exposé, einen Textauszug von ca. 20 Seiten sowie Informationen zum Autor, zur Autorin. 

Das können Sie auch schon immer mal tun, wenn Sie Ihren Krimi schreiben: Gehen Sie in Ihre Buchhandlung (oder in einschlägige Krimi-Buchhandlungen) und schauen Sie nach, welcher Verlag für Sie der geeignetste ist. Stellen Sie sich vor, dass auch Ihr Krimi in dieser Reihe steht. Das erhöht Ihre Motivation. Suchen Sie sich die Kontaktdaten des Verlages (oder der Agenten) und dann, wenn Sie mindestens 75% haben und ein gutes Gefühl: Wagen Sie es und bieten Sie Ihren Krimi an. 

Die Kurse von schreibwerk berlin

Nutzen Sie selbstverständlich die hier angebotenen Übungen, um Ihren Krimi zu schreiben. Wenn Sie weiter schreiben möchten, ist der Online-Kurs Krimi schreiben genau richtig. Sollten Sie in einer Schreibblockade stecken, helfen wir Ihnen.

Das gilt auch für alle weiteren Kurse von schreibwerk berlin.

Unsere Kurse sind für verschiedene Niveaus geeignet und für unterschiedliche Genres.

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Das sagen unsere Teilnehmer:

Foto von Bookblock auf Unsplash


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