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Roman schreiben lernen

Roman schreiben lernen – mit unserer Hilfe

Kann man das Roman schreiben lernen? Wir sagen: Ja.  Ganz einfach: Wir leiten Sie mit konkreten Fragen und Aufgaben an, eine Idee, ein Thema für die Erzählung zu definieren. Dann geht es darum, Ihre Haupt- und Nebenfiguren zu entwickeln, ihnen Tiefe zu geben und einen Entwicklungsspielraum. Sie lernen die Charaktere in unterschiedlichen Situationen kennen und entwickeln für den Protagonisten oder die Protagonistin Gegenspieler und Gegenspielerinnen, ein Ziel, einen Wunsch. Und vieles mehr. Wie man Szenen schreibt, wie Spannung entsteht … 

Mehr über den “Online-Kurs Roman schreiben” finden Sie hier:

Wie Sie im Kurs Roman schreiben arbeiten

Ausgehend von Ihrer ersten Grobidee für Ihren Roman bestimmen Sie, welche Charaktere eine dominierende Rolle spielen und welche Nebenfiguren Sie benötigen. Sie machen sich Gedanken über die Handlungsorte – bis in die Details – und arbeiten selbstverständlich auch am Plot für die Geschichte.

Ob Sie das über die Schneeflockenmethode machen oder sich an der Heldenreise orientieren, bleibt dabei Ihnen überlassen. Sie können aus bestimmten Methoden auswählen. 

Bei jeder Etappe der 5 Module des Online-Kurses Roman schreiben begleiten wir Sie. Wir kommentieren jeden Ihrer Texte und bringen die Story mit Ihnen gemeinsam voran. Sie definieren Wendepunkte, Höhepunkte und ein Ende für die Geschichte. Und schreiben viele Szenen, in denen sich die Figuren in Konflikten gegenüberstehen. Sie finden eine Antwort auf die dramatische Frage für die Hauptfigur: Wird er/sie ihr Glück finden oder ins Unglück stürzen?

Einen Roman schreiben lernen bedeutet, dass Sie sehr viele Fähigkeiten zu entwickeln müssen.

Die wichtigste davon ist das Schreiben selbst. Es gibt zwar Schriftsteller, die behaupten, das Roman Schreiben sei alles andere als ein Spaß (Philipp Roth, Doris Lessing u.v.a.), Matthias Matussek, der aufgehört hat mit dem Schreiben, sagte sogar geradeheraus: “Schreiben ist Quälerei”. Aber wenn Ihnen das Schreiben zur Qual wird – obwohl Sie vielleicht mit einem Schwung, mit dem Flow begonnen haben – so ist das meistens ein Zeichen dafür, dass Sie noch nicht wirklich bei Ihrer Geschichte angekommen sind. Und daran gilt es dann, zu arbeiten.

Erzählperspektive

Wir führen Sie aus den Sackgassen wieder heraus. Seien Sie sich sicher. Ob es sich dabei um das Thema Erzählperspektive handelt oder die Tiefe der Charaktere und die Glaubwürdigkeit der Handlung, wenn Sie einen Roman schreiben wollen, sind Sie bei uns gut aufgehoben.

Die Erzählperspektive bestimmen Sie entweder für einzelne Erzählstränge unterschiedlich oder definieren eine für den gesamten Roman. Sie haben dabei die Wahl, einem/r Protagonist/in in personaler Perspektive zu folgen – oder in unterschiedlichen Kapiteln mehreren Ihrer Figuren. Sie können sich aber auch für die auktoriale Perspektive entscheiden, bei der ein übergeordneter Erzähler (fast) alles über die Figuren weiß. Selbstverständlich gibt es auch die Ich-Perspektive als interessante Variante.  

Die Wahl der Erzählperspektive und -haltung bestimmt die Form Ihres Romans. Deshalb sollten Sie genau wissen, wie viele Perspektiven Sie benötigen und welche Haltung gegenüber Ihrer Geschichte für Sie als Autor*in angemessen ist. Das Gefühl dafür entwickelt sich mit der Arbeit an den Szenen, den Protagonist*innen, den Wendepunkten. 

Was braucht man, um einen Roman zu schreiben?

Eigentlich ist es ganz einfach, einen Roman zu schreiben: Nehmen Sie: eine gute Idee, interessante ProtagonistInnen und einen spannenden Plot, mischen Sie das Ganze, schütteln Sie es, bis alles passt, rühren Sie noch einmal gut um: Fertig ist Ihr Werk! Jetzt brauchen Sie nur noch einen Verlag – oder Sie verlegen gleich selbst, warten ein bisschen und bald sind Sie berühmt.

Wenn es so einfach wäre, würden nicht so viele, die schon immer gerne einen Roman geschrieben hätten, immer wieder abbrechen, neu beginnen oder schließlich ihren Wunsch begraben.

Das weitaus Wichtigere beim Schreiben eines Romans ist nämlich das WIE: Wie finde ich die richtige Idee, die passenden und interessanten Figuren und schließlich den umwerfenden Plot? Und das Durchhaltevermögen, den Glauben an das Projekt.

Wie Sie sich denken können, gibt es leider kein Patentrezept für einen guten Roman. Aber man kann an verschiedenen Punkten arbeiten. Wesentlich ist Ihre Einstellung zum Schreiben: Sehen Sie keinen Ihrer Texte als sakrosankt an, sondern nehmen Sie ihn als Arbeitsgrundlage, auf der Sie aufbauen können. Dazu gehört, dass Sie immer wieder alles überprüfen, was Sie schreiben: Trägt die Idee über viele Seiten? Habe ich die richtige Struktur gefunden (denn die Form spielt eine wesentliche Rolle dabei, ob eine Story auch beim Publikum ankommen kann)? Habe ich die richtige Erzählhaltung gefunden – erzähle ich alles chronologisch der Reihe nach, mache ich zeitliche Sprünge und wenn ja: sind das die richtigen?; habe ich zu viel ausgelassen, so dass die Leser sich nicht mehr zurechtfinden? Oder erzähle ich im Gegenteil viel zu viel? Stimmen die Erzählperspektiven? Sind die Konflikte der Figuren miteinander und in sich selbst nachvollziehbar und glaubwürdig? Passen Figuren und Plot wirklich zusammen? Und last but not least: Funktioniert mein Stil?

Die Ideen

Woher kommen Ideen? Manchmal ist es ein Satz, der eine Autorin zum Schreiben bringt – so behauptet Andreas Meier, er beginne seinen nächsten Roman immer mit dem letzten Satz des letzen Romans (was zu überprüfen wäre); Manchmal ist es eine Stimmung, die den Schriftsteller anregt – so erging es sicherlich Marlen Haushofer mit „Die Wand“ oder Franz Kafka mit „Die Verwandlung“, manchmal ist es eine besondere Person (oder das Fehlen solcher besonderer Personen in der realen Welt), die die Idee generiert – z.B. muss Pippi Langstrumpf aus so einem Mangel besonderer Menschen entstanden sein; manchmal ist es die pure Lust am Fabulieren und vielleicht eine dahinter steckende Kritik am Alltag, das mag für Rabelais der Fall gewesen sein, der mit seinem Gargantua Riesen und Zwerge geschaffen hat oder für Miguel de Cervantes, der seinen armen Don Quijote die Welt nicht mehr klar sehen ließ und so die höchst amüsanten Kämpfe gegen Windmühlenflügel und andere Dinge schuf; manchmal sind es gesellschaftliche Verhältnisse, die SchriftstellerInnen zu ihrer Idee bringen (Heinrich Böll war sicher aus dieser Motivation heraus Schriftsteller und Julia Zeh ergreift jede Gelegenheit, ihre Mitmenschen und deren Verhalten bissig unter die Lupe zu nehmen, wie z.B. in „UnterLeuten“).

Manchmal ist es Zufall – glaubt man der Legende, dass Victor Hugo die Idee zu „Der Glöckner von Notre Dame“ aus einer Inschrift im Stein von Notre Dame schöpfte (da soll „moira“ gestanden haben, das altgriechische Wort für „Schicksal“), oft sind es die „Fait Divers“, das „Vermischte“ aus der Zeitung oder anderen Medien, die den Kern einer Idee in sich bergen: die vielen Kindsmörderinnen, jugendlichen Straftäter, Ehefrauen, die ihre Männer vergiften und Männer, die ihre Frauen ertränken, Amokläufer (Stephen King ließ seinen 1977 geschriebenen Roman „Amok“ wieder vom Markt nehmen, weil er Nachahmer befürchtete) – all das schöpfen die AutorInnen wahrscheinlich nicht aus dem eigenen Erleben, sondern eben aus den „vermischten“ Nachrichten.

Aber auch das eigene Erleben kann Quelle für einen Roman werden – und meist steht ja am Anfang einer literarischen Karriere mit dem ersten Roman viel Selbsterlebtes zwischen den Buchdeckeln (Zoe Jenny, „Das Blütenstaubzimmer“, Helene Hegemann, „Axolotl Roadkill“, ganz explizit bei Karl Ove Knausgård). Auch Hermann Melville fand in seinen eigenen Erlebnissen als Walfischer den Stoff für „Moby Dick“, Joseph Roth in seiner eigenen (jüdischen) Geschichte die Grundlage für viele seiner Romane und Romanhelden.

Die Welt inspiriert, das kann eine Person sein, ein Windhauch, eine Atmosphäre einer Straßenecke, ein Wort, ein zufällig mitgehörter Dialog, ein Thema: Ideen sind überall, auch in Ihrem eigenen Leben. Sie müssen sie nur „heben“.

Ist Ihr Interesse am Online-Kurs Roman schreiben geweckt? Hier geht es zur Info und Anmeldung:

Themen

Eine wahres Sammelsurium an Themen bietet der Roman an: Da geht es schon seit alters her um die Liebe und um Geschlechterkämpfe. Es geht um Macht, um Intrigen und Händel. Und es ging bis ins 19. Jahrhundert auch darum, Wissen zu vermitteln. Moderne Romane nehmen diese Funktion manchmal wieder auf. So z.B. die schon genannte Annie Proulx mit ihrem Thema „Wald“ oder Frank Schätzing mit „Der Schwarm“, wo die Klimakatastrophe verhandelt wird. Es geht oft um das Thema Ungerechtigkeit und noch öfter um Beziehungen. Auch um fremde Welten und andere Lebensformen, um Kritik an den aktuellen Zuständen und um Psychologie. Immer aber geht es auch – und nicht an letzter Stelle – darum, das Publikum zu unterhalten.

Romane sind nicht nur, was die Länge und die Inhalte angeht, sehr vielfältig, sondern auch, was die Gattung an sich betrifft: Man unterscheidet grob zwischen dem „literarischen Roman“ und dem „Genre-Roman“ – unter Letzterem verstehen wir längere Erzählungen, die sich im Rahmen vorgegebener Muster aufhalten, so z.B. Kriminalromane, Science-Fiction, Liebesromane und noch viel mehr. Im Kurs werden Sie Ihr Genre festlegen und entsprechend den Aufbau Ihres Romans.

In unserem Kurs Roman schreiben lernen Sie, das komplette Gerüst für Ihren Roman zu entwickeln. Darüber hinaus haben Sie nach dem Kurs jede Menge Szenen und  Kapitel geschrieben. Sie kennen alle Ihre Figuren bis ins letzte Detail. Auch finden Sie sich an allen Schauplätzen blind und in der Nacht zurecht. Sie wissen, welche Einrichtung die Protagonisten bevorzugen und welchen Weg sie gehen sollen. Die Perspektive haben Sie erprobt und kennen nun den Ablauf der Szenen. Also können Sie alleine weiter schreiben.

Übungen, um das Roman schreiben zu lernen

Um Ideen zu entwickeln, gibt es unendlich viele Möglichkeiten:

  1. Schauen Sie in die Zeitung, suchen Sie sich die unter “Vermischtes” lauernden Storys – und schreiben Sie einfach eine. Nur zu Übungszwecken. 

Zum Beispiel:

    • “Und plötzlich taucht ein Bär auf” ist eine Meldung unter Vermischtes.  
    • Gast findet Dinosaurier-Abdrücke im Restaurant.

Nehmen Sie eine dieser Zeilen und schreiben Sie die Story dazu. Denken Sie sich nur die Stationen der Handlung aus (Anfang, Mitte, Ende – und ein paar Wendepunkte dazwischen)

2. Menschliches, Allzumenschliches

  • Beginnen Sie mit einem interessanten Protagonisten oder einer interessanten Protagonistin – oder allen Geschlechtern dazwischen. Beschreiben Sie diese Frau, diesen Mann sehr genau. Geben Sie ihm/ihr eine Biografie und eine aktuelle Situation. Am allerwichtigsten: einen Wunsch. Oder ein Problem. Oder eine Aufgabe, die von außen kommt. 
  • Ihre Aufgabe wäre, für mindestens fünf Hauptfiguren diese Übungen durchzuführen. Achten Sie darauf, dass die Motivation des Wunsches glaubwürdig ist, dass der Wunsch (selbst wenn er merkwürdig ist), stark ist, dass das Problem unbedingt gelöst werden muss … 

Denn das ist dann der Motor der Handlung. 

  • Alternativ suchen Sie jemanden aus, der “ganz normal” sein Leben lebt. Aber dann ändert sich alles – z.B. durch die Klimakatastrophe oder durch einen Meteoriteneinschlag oder durch einen Mord: Und schon kommt eine Handlung in Gang. 

Das kann auch eine Flugzeugentführung sein, in dem Ihre Protagonistin sitzt (und am Ende alle rettet) oder ein Ausflug in eine Höhle, deren Eingang einfach zusammenstürzt, sodass alle gefangen sind … was auch immer: diese Dinge, die Motive oder die “Aufgaben” von außen müssen stark sein. 

3. Historisches

Falls Sie gerne Geschichte in der Geschichte haben: die deutsche Geschichte (oder alternativ die senegalesische, monegassische, peruanische …) Geschichte bietet sicher in jedem Fall reichlich Konfliktstoff, um ganze Bände mit Romanen zu füllen. Suchen Sie sich immer das Thema, die Figuren, die Handlungen, die Konflikte aus, die Sie am meisten interessieren. Das müssen nicht unbedingt Ihre privaten Konflikte sein, aber die können auch zu fiktiven Situationen um-erzählt werden. 

4. Der Alltag

Auch alltägliche Situationen können Anlass für große Geschichten sein: die Familienkonflikte (Vater-Sohn/Mutter-Tochter etc.), die Feiern im Büro, das Treffen mit (sogenannten) Freunden: Schauen Sie, egal wo Sie sind und welche “Rolle” Sie selbst einnehmen, all diese Situationen (auch im Nachhinein) mit dem Auge des Autors an: Welche Strukturen und Konflikte erkennen Sie? Wie könnte – fiktiv – das Ganze dramatisch hochgeschaukelt werden? Welche Hindernisse könnten denen, die z.B. nach einem Familienerbe gieren, in den Weg gelegt werden? Oder jenen, die die große Liebe suchen? 

Intrigen, Fallstricke, Missverständnisse – all das kann Anlass für eine Erzählung werden. 

5. Umfassende Konflikte

Und natürlich auch größer gedacht: die Konflikte zwischen Nationen, zwischen ideologischen Gruppen, zwischen Gut und Böse wie im Kriminalroman … 

Überall lauert der Stoff für große Geschichten. Schauen Sie genau hin, machen Sie Notizen, lassen Sie sich anregen, von allem, was Sie erleben. 

Sie wollen einfach das ganz normale Leben beschreiben? Überlegen Sie sich das gut!

Viele noch unerfahrene Autor*innen weheren sich dagegen, ihren Figuren oder der Handlung etwas Besonderes und Dramatisches zu geben. 

Das ist nicht besonders effektiv, denn wenn Sie sich nur kurz überlegen, welche Romanfiguren Sie besonders beeindruckt haben oder welche Handlungen, dann werden Sie sogleich zu dem Schluss gelangen, dass es aufsehenerregend war. Vielleicht nur in einer Hinsicht, aber Sie hatten es mit ungewöhnlichen Figuren oder Handlungen zu tun. 

Wer ist Miguel de Cervantes? Das wissen zwar alle Spanier, aber sonst nicht mehr alle Menschen. Dagegen kennen sie Don Quijote – und sei es nur sprichwörtlich. Sehen Sie? 

Beachten Sie das Bedürfnis nach “Sensation” des Publikums. Und befriedigen Sie es. Dabei müssen Sie nicht ausfallend, ordinär oder gar vulgär werden, nur besonders. Erst einmal besonders denken. 

Zum Beispiel dann, wenn es um die Figuren geht. 

Selbst Figuren, die scheinbar „normalst“ sind – wie manche Gestalten von Wilhelm Genazino, weil sie in einer Kleinstadt leben, einem ordentlichen Beruf nachgehen und Beziehung(en) pflegen – zeichnen sich durch skurrile Ansichten und extrem schräge Blicke auf die Gesellschaft aus. Sie besitzen etwas, das sie abhebt von allen anderen, und weisen gerade dadurch auf das Übliche, das Normale hin.

Literatur ist kein Platz für das Gewöhnliche

Literatur ist, das mag man nun akzeptieren oder nicht, auf keinen Fall der Platz für das Gewöhnliche, zumindest nicht in der Form des Gewöhnlichen. Sie ist der Platz für das Außergewöhnliche, der Raum für Überraschungen. Diese kann auch in der Perspektive auf die Welt liegen, sie muss nicht unbedingt den Lebensumständen der Person entspringen. 

Pippi Langstrumpf ist alles andere als normal und deshalb immer noch den Kindern ein großes Vorbild an Kraft, an Mut (sie reist allein nach Taka-Tuka-Land) und an guter Laune. Auch sie ist nicht normal im Sinne von gut behüteter Bürgerlichkeit, aber sie ermöglicht es jedem Menschenkind, eine Ahnung von Freiheit zu bekommen. Oskar Matzerath, der kleine Mann aus der Blechtrommel von Günter Grass, hört auf zu wachsen, als er das Elend der Erwachsenen erkennt und bringt mit seiner Stimme das Glas zum Zerbrechen: Auch er ist sicher kein normaler Mensch im bürgerlichen Sinne. Effi Briest ist immerhin ein gut erzogenes Mädchen aus “gutem Haus”, aber bei ihrer Heirat noch sehr jung; außerdem langweilt sie sich mit ihrem Gatten. Folgerichtig verliebt sie sich in einen anderen Mann. Und – das macht sie besonders – sie will diese Liebe (er)leben. Sie ist also mutig und über Gebühr für die damaligen sozialen Verhältnisse „dumm“, was ihr Schicksal so berühmt machte, dass es heute noch landauf, landab in allen Theatern gespielt wird. Besser noch war Emma Bovary gezeichnet, die etwas zu viel der Liebesliteratur ihrer Zeit gelesen hat und dadurch Flausen in den Kopf bekam, aber nur einen dümmlichen Ehemann auf dem Land; doch ihre Träume ließen sie ihre Realität verkennen: Sie verliebte und verschuldete sich, dass es die schönsten Skandale gab in der normannischen Provinz; am allerschönsten natürlich die Szene in der Kutsche immer schön rund um den Dorfplatz, mit zugezogenen Vorhängen, mal schnell, mal langsam … und natürlich ist sie nicht allein in der Kutsche, und auch nicht mit ihrem eigenen Mann. Diese Szene ist so intensiv beschrieben, dass Gustave Flaubert 1857 wegen “Unsittlichkeit” angeklagt wurde – den Prozess zum Glück aber gewann. 

Sicher ist hier auch wichtig, dass Flaubert ein Frauenschicksal beschrieben hat, mit dem sich ein Jahrhundert später viele Frauen noch identifizieren können. Die Tristesse der französischen Provinz braucht man nur auf die heutigen Dreizimmerwohnungen und Beziehungen zu übertragen … und die Lesebegeisterung von Madame Bovary auf die Rosamunde-Pilcher-Berieselung des ZDF am Sonntagabend; schon können wir ähnliche Gestalten in den deutschen Wohnzimmern finden. Flaubert hat die Normalität lediglich etwas überzogen geschildert; auch Cervantes hat überzogen, aber auf diese Weise haben diese Meister der Literatur es verstanden, der Welt einen Spiegel vorzuhalten, und sie haben Identifikationsmöglichkeiten geschaffen.

→ Figuren in der Literatur (auch in Biographien, die ja meist “Heldenreisen” sind) benötigen außerordentliche Fähigkeiten oder Ansichten oder Lebenssituationen, die sie eindeutig erinnerbar machen.

Von den Kleinigkeiten

Für Ihre Figuren im Roman sollten Sie Ihr psychologisches Feingefühl, Ihre Beobachtungsgabe stärker entwickeln und auf die Kleinigkeiten achten. Diese lassen die Charaktere in der Literatur menschlich erscheinen und machen sie zudem unverwechselbar. Kleinigkeiten, Details sind ungeheuer wichtig für den Roman. Wenn sich jemand ständig am Kopf kratzt, merken sich die Leser das, wenn vielleicht auch nicht als besonders sympathisch. Wenn die dunklen Augen einer Protagonistin noch größer werden, wenn sie berührt ist, den Kopf in eine bestimmte Richtung dreht, wenn ihr etwas unangenehm ist, dann merken wir uns diese Details. Und glauben, diese Person zu “kennen”. Obwohl sie doch nur eine ausgedachte Figur ist.

Achten Sie auf die Eigenheiten bei den Menschen, denen Sie begegnen, denn alles kann von einem Autor verwendet werden. Sie müssen die Wirklichkeit ausnutzen, um in die Literatur zu gelangen. Dafür sollten Sie gut beobachten, und ohne Skrupel Details verwenden. Haben Sie keine Angst, wenn Sie die Details verfremden, wird keiner Ihrer Bekannten einen Prozess gegen Sie anstrengen. Achten Sie auf alles, was Sie sehen, riechen und fühlen und nutzen Sie dieses Wissen für Ihre literarischen Gestalten.

Heinrich Bölls Leni aus “Gruppenbild mit Dame” liebte “naiv” und stand ungeachtet der gesellschaftlichen Bestrafung zu dieser Liebe. Böll beschrieb ein Detail, das sie von der Nonne, die sie in ihrem Internat erzogen hatte und die sie sehr liebte, übernahm: Jeden Morgen schaut sie sich an, was sie in der Toilette an festem Inhalt hinterlässt. Denn der Stuhl gibt Auskunft über die Gesundheit des Menschen, der ihn ausgesondert hat, das hat Leni gelernt und beherzigt es zeitlebens. 

Solche Details sind wesentlich. Deshalb ist es im Sinne Ihres Erfolges, wenn Sie sich für jede Ihrer Figuren ein solches, unvergessliches Detail ausdenken. 

Foto von Bookblock auf Unsplash