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Reif – Für das Sterben der Mutter

Ein Rückblick auf den Beginn meines Buchprojekts mit schreibwerk berlin

Rahel Savoldelli lebt mit ihrem Sohn in Berlin. Sie ist Schauspielerin, Biografie-Coach und Autorin.

Von Rahel Maria Savoldelli

Es ist seltsam, aber es passiert von allein.
Das, was nach dem Tod meiner Mutter mit mir geschieht, vergleiche ich mit einer zweiten Geburt.
Ich fühle mich ausgesetzt im großen Lebensstrom, der alles bestimmt. Ausgeliefert und eingebettet.
Allein auf mich gestellt, trotz enormer Hilfestellung.
Frei – und doch gefangen.
Alles ist möglich – innerhalb meines Determinismus.

Es gibt wieder ein erstes Mal. 42 ist das neue 19.
Mit 19 verließ ich meine Mutter. Mit 42 verließ sie mich.

Das erste Weihnachten ohne sie.
Es ist traurig. Und zugleich aufregend.

Neujahr steht bevor.

Ich fliege nach Kreta, um zu schreiben.
Ich buche einen Kurs bei Dr. Hanne Landbeck von schreibwerk berlin.

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Deutsche Identität – Ost

Ost-Identität: Suche im Rampenlicht – und der Westen schaut zu

Es ist schon merkwürdig: Seit der Wende suchen die Ostdeutschen nach ihrer Identität, als gäbe es irgendwo einen verlegten Schlüsselbund, der endlich gefunden werden muss. Man diskutiert in Talkshows, schreibt dicke Bücher, gründet Forschungszentren – alles im Namen der „Ostidentität“.

Die Westdeutschen hingegen? Kein Bedarf. Keine Konferenzen zur „rheinischen Seele“, keine Stuhlkreise über die „hessische Erfahrung“. Sie scheinen mit der Gewissheit geboren, dass ihre Identität schlicht „Deutschland“ heißt – fertig, verpackt, ab Werk.

Vielleicht ist genau das der Unterschied: Während der Osten Identität als Dauerprojekt begreift, läuft sie im Westen still und unspektakulär mit, wie eine Grundversorgung – Strom, Wasser, Westidentität. So selbstverständlich, dass man gar nicht merkt, dass man sie hat.

Oder anders gesagt: Im Osten bastelt man Identität wie IKEA-Regale – immer wieder neu zusammenschrauben, nicht alle Schrauben passen, aber am Ende steht irgendetwas, das man benutzen kann. Im Westen dagegen wirkt Identität eher wie ein Erbstück: Es steht im Wohnzimmer, keiner weiß so recht, woher es kommt, aber alle sind überzeugt, dass es „immer schon da“ war.

Diskutieren Sie mit uns und lesen Sie den Essay von Anja Hendel.

Ist der Osten eine Erfindung des Westens? Essay von Anja Hendel 

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Über das Reisen

Über das Reisen – und was davon bleibt

Auf Reisen wirkt die Welt wie ein Museum

Über die Sehnsucht nach dem Fremden – und was wir wirklich suchen

Lange glaubte ich, dass Reisen den Menschen größer macht. Dass man sich beim Unterwegssein innerlich ausdehnt. Dass es etwas Edles, Weites, vielleicht sogar Weltverbesserndes hat, neue Orte zu sehen. Doch je häufiger ich unterwegs bin, desto klarer spüre ich: Ich reise nicht – ich wandere durch ein Museum. Alles ist beschriftet, erklärt, inszeniert. Und letztlich: entleert. Aber voller Menschen 🙂

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Von der Idee zum Roman

Von der Idee zum Roman: “Das Elternhaus” von Iris Otto

Der Blick aus dem Fenster als Blick in den neuen Roman

Jede Geschichte beginnt mit einer Idee. Aber wie findet man die richtige? Und noch wichtiger: Wie erkennt man, ob sie das Potenzial hat, eine mitreißende Erzählung zu werden?

Von der Idee zum Roman

Iris Otto schaute aus dem Fenster und sah einen Bagger, der sich an einem Einfamilienhaus zu schaffen machte. Sofort begann ihre Fantasie, an der Geschichte des Hauses zu arbeiten. Sie stellte sich vor, wann es erbaut wurde, von wem – und welche Dramen sich darin abgespielt haben könnten. Iris Otto ließ die Idee nicht mehr los, unterfütterte sie mit Recherchen in der Umgebung und in Frankfurt und gestaltete daraus ein Familiendrama. Über drei Generationen rankt sich die Geschichte, in deren Zentrum auch ein Familiengeheimnis lauert.

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Das Böse – in der Literatur und in uns

Das Böse und wir 

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Diese Erkenntnis von Thomas Hobbes beschreibt eine düstere Sicht auf die menschliche Natur, die durch Machtkämpfe, Selbstsucht und Zerstörung geprägt ist. In einer Zeit, in der politische Extreme wieder lautstark auftreten und die Weltbühne von Feindbildern und Polarisierung beherrscht wird, stellt sich die Frage: Was treibt den Menschen dazu, sich für das „Böse“ zu entscheiden? Ist es wirklich nur die Folge von äußeren Umständen? Oder trägt jeder von uns das Potenzial zu zerstörerischen Handlungen in sich?

Die gegenwärtige politische Landschaft bietet zahlreiche Beispiele für den Aufstieg von autoritären Regimen, der Rhetorik von Hass und Ausgrenzung. Auch die Verlockung, moralische Kompromisse einzugehen, um persönliche oder politische Ziele zu erreichen, beobachten wir immer wieder.

Diese Dynamiken finden sich nicht nur in der Realität, sondern auch in der Literatur – und diese dunkle Seite der menschlichen Natur zieht uns immer wieder in ihren Bann.

Das Böse in der Literatur

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Was ist ein erfülltes Leben?

Was ist ein erfülltes Leben?

Essay von Muriel Fendorff

Muriel Fendorff lebt im Land zwischen den Meeren. Bislang hat sie sich der Fiktion gewidmet, entdeckt aber gerade, wie gut sich die Gedanken beim Schreiben von Essays entwickeln. Der Text ist im Online-Kurs Essay schreiben “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen” entstanden.

Gleich zu Beginn muss ich einen Offenbarungseid leisten.
Eine kurze Abhandlung zu der Frage: “Was ist ein erfülltes Leben?” dachte ich, kann doch nicht so schwer sein. Ein bisschen so, ein bisschen anders, und am Ende jeder, wie er meint. Bei philosophischen Fragen wie dieser gibt es doch kein Richtig und kein Falsch.
Aber so einfach ist es nicht, muss ich feststellen. Jede Frage scheint sich in mindestens zwei aufzuspalten, und jede Antwort wirft neue Fragen auf. Die Gedanken umschlingen und verknäulen sich. Ich komme ins Schwimmen. Gehe unter, die Wogen schlagen über mir zusammen, ich versuche, mich an die Oberfläche zurückzukämpfen.
Dort beginnt alles wieder von vorn.
Ich muss wohl einräumen, dass ich es nicht schaffe, auf die Frage nach einem erfüllten Leben eine Antwort zu geben.
“Nimm dir nichts vor, dann schlägt dir nichts fehl”, lautete der Spruch einer längst verstorbenen Großtante.
“Wer zu den Gründen geht, geht zugrunde“, pflegte meine Großmutter zu sagen. Ein Satz, den ich übrigens nicht unterschreibe.
Aber vielleicht sollte ich mit ihr anfangen, meiner Großmutter, denn es war ihr Ableben, das mich zum ersten Mal mit dem Thema konfrontierte. Wenn ich es schon nicht bewältige, will ich wenigstens das mit dem Leser teilen, was ich habe.

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Stimmen, Stimmen, Stimmen – Eine Kurzgeschichte von Silvio de Zanet

Stimmen, Stimmen, Stimmen – eine Kurzgeschichte von Silvio de Zanet

Für gewöhnlich gestaltet Silvio De Zanet in Zürich Gebrauchsgrafik. Wie ihm die Schreiblust zustossen konnte, hat sich ihm noch nicht ganz erschlossen. Es muss mit dem Online-Kurs Literarisches Schreiben zu tun haben, an den er sich anfangs Jahr bedenkenlos und ein bisschen fahrlässig anmeldete, und der aus ihm Geschichten zutage förderte, über die er jetzt noch rätselt. Er war ja bloss auf der Suche nach einem harmlosen Zeitvertreib gewesen.
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Stimmen, Stimmen, Stimmen 

ist eine Kurzgeschichte, die eben das: Stimmen – im Kopf oder tatsächliche? – inszeniert. Silvio de Zanet versteht es, mit dem Leser/der Leserin zu spielen, auch (vielleicht nicht nur augenzwinkernd) mit dessen/deren Ambitionen auf die Berühmtheit durch das Schreiben. Es ist eine Achterbahnfahrt der Vorstellungskraft, auf die uns der Zürcher Autor hier einlädt, aber er passt schon auch auf, dass uns nur leise schwindlig wird. Das Spiel mit Perspektiven, mit der Wahrheit und der Wirklichkeit, das Zerren und Verzerrte des Erlebens: all das serviert er uns hier vergnüglich – mit einem Hauch von Krimi, einem Hauch von roman noir – und mit ganz viel feiner Ironie. Überzeugen Sie sich selbst. Und seien Sie nicht überrascht: im Schweizerdeutsch gibt es keine “ß”. Viel Vergnügen bei der Lektüre (HL).

Leseprobe (die komplette Kurzgeschichte finden Sie hier)

Während mich der Lift in gefühlter Lichtgeschwindigkeit in den achten Stock hinaufschoss, war die Welt wie ich sie kannte, noch in Ordnung. Das Verlagshaus Dark & Stormy belegte die zwei obersten Stockwerke eines repräsentativen Gebäudes, hoch über einem lärmigen, stark frequentierten Platz. Theron Chronstein, der Verlagsleiter und zugleich Besitzer, hatte den Platz einmal mit einer Schweizer Uhr verglichen, auf dem alles, was sich darüber bewegte, sei es ein Lastwagen oder eine Frau mit Kinderwagen, nur ein Rädchen in einem Getriebe sei, das zu einem grösseren Ganzen gehörte, zu einem uralten, ausgeklügelten Plan. Dass er das so sah, wunderte mich nicht. Seinem durchdringenden Blick entging nichts, kein Buchstabe konnte im Verlag geändert, keine Seite umgeblättert werden, ohne dass er davon Kenntnis gehabt hätte.

Für mich war der Platz einfach ein chaotisches, ja gefährliches Gewusel an Verkehrsteilnehmern, bei dem der einzige Plan, den es allenfalls geben konnte, darin bestand, ihn heil zu überqueren. Wie immer empfing mich Frau Stockhausen, hinter ihrem riesigen, stets aufgeräumten Arbeitstisch und wie immer schäkerte ich mit ihr, was das Zeug hielt. Vom herrlichen Apriltag inspiriert, verglich ich sie heute mit einer zarten Frühlingsblüte. Die zierliche Frau, die wie Theron Chronstein weit über achtzig sein musste, kicherte und entgegnete, dass der Weg in die Hölle mit Heuchelei gepflastert sei.

»Wie ist die Laune von Exzellenz?«, fragte ich lächelnd.

»Ach, Herr Kaiser«, antwortete sie und machte dabei ein betroffenes Gesicht.

Ich warf ihr einen besorgten Blick zu.

»Theron ist heute zuhause geblieben, es ging ihm nicht besonders«, seufzte sie. »Diese Wetterkapriolen machen ihm zu schaffen. Gestern nass und kalt, heute Hitze und für morgen hat Meteo Schweiz den Orkan Olaf angekündigt.«

»Ein Orkan? Hier in Zürich?« Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Werden Sie mal so alt wie wir, dann wird Ihnen das Lachen schon vergehen«, tadelte sie mich scherzhaft.

»Dass Theron alt ist, wissen wir beide«, flüsterte ich verschwörerisch. »Aber Sie … Frau Stockhausen.« Ich mimte Empörung.

»Die Hölle rückt näher, Herr Kaiser«, quietschte sie kokett. Sie holte ein Dossier aus einer Schublade und schob es mir über den Tisch. »Aber Sie sind nicht vergebens gekommen, Theron hatte die Zahlen bereits zusammengestellt. Sie können sich die Unterlagen gerne in Ruhe ansehen, ich lasse Ihnen einen Kaffee bringen. Oder möchten Sie lieber Wasser?«

Ich setzte mich auf das halbrunde Empfangssofa gegenüber ihres Arbeitstisches. Mein letztes Buch, Harte Lügen, hatte der Verlag pünktlich zum Weihnachtsverkauf herausgebracht und nun war ich gespannt, wie die Verkäufe im ersten Quartal gelaufen waren. Ich ging das Dokument durch, und dann noch einmal. Ich war irritiert. Das können unmöglich die richtigen Unterlagen sein, dachte ich, nachdem ich die Verkaufszahlen durchgegangen war, die der Verlag wie üblich nach Ländern gegliedert hatte: bei den meisten Ländern stand in der Spalte Umsatz eine Null. Da war ich anderes gewohnt. Abgesehen vom Buch, das ich vor Harte Lügen verfasst hatte und das sich schlecht verkaufte, konnte ich auf satte Verkaufszahlen zurückblicken.

Ich blickte auf. Frau Stockhausens schwarze Äuglein waren hinter ihrer goldumrandeten Brille auf mich geheftet. »Sie haben sich sicher gefragt, wieso bei den meisten Ländern kein Umsatz verzeichnet ist«, sagte sie. »Das sind all die Länder, die Ihr neues Buch nicht verlegen werden«, erklärte sie mir.

»Was heisst, nicht verlegen werden?«, wollte ich wissen.

»Nehmen wir als Beispiel den japanischen Verlag, der für Harte Lügen keine Lizenz beantragte. Der Grund dafür lag vielleicht an Ihrem vorherigen Buch, das sich, wie Sie ja wissen, schlecht verkauft hat. Kann sein, dass sie nun der Auffassung sind, dass Ihr Name in Japan nicht mehr zieht. Herrn Kobayashi aus Tokio, Sie mögen sich vielleicht von Ihrer letzten Lesereise an ihn erinnern, schien es äusserst peinlich zu sein, uns eine Absage zu erteilen, er lud uns sogar in eines der teuersten Lokale ein, aber letztendlich …«

»Ja gut, Japan«, entgegnete ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Dabei besass ich in Japan doch die glühendsten Fans. »Und wieso haben Sie in diesen Ländern nicht mit anderen Verlagen verhandelt? Es gibt welche, die sich um mich reissen würden«, brach es aus mir heraus.

»Lesen Sie auch mal Kritiken, Herr Kaiser?« Ein leicht spöttisches Lächeln war auf Ihrem Gesicht erschienen, ein Ausdruck, den ich bei ihr bislang nicht kannte. Bis dahin hatte sie sich mir gegenüber, der ich als Goldesel des Verlags galt, stets äusserst zuvorkommend gezeigt.

Ich wischte ihre Frage mit einer Handbewegung beiseite. Dass Literaturkritiker meine Kriminalromane als Schund abtaten, war ja nun wirklich kein Geheimnis. Viel Feind viel Ehr, redete ich mir stets ein. Allerdings hatte ich kürzlich eine Buchhandlung besucht und eine Buchhändlerin beobachtet, die gerade dabei war, einen Stoss Harte Lügen von einem Büchertisch auf ein Transportwägelchen umzustapeln und sich dabei bei einer Kollegin mit lauter Stimme erkundigte, ob der Kram ins Altpapier sollte oder an den Verlag zurückgehe.

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Sommer, Sonne: schreiben (und lesen)

Sommer: Anregungen und Literaturbeispiele

Der Sommer ist da, und mit ihm kamen sonnige Tage und warme Nächte. Vielmehr bisher viel Regen, aber man verspricht mehr Sonne. Egal wie, diese Jahreszeit bietet uns eine Fülle an Inspirationen für das Schreiben. Ob Sie nun am Meer, am See, in den Bergen oder im gekühlten Innenraum schreiben, machen Sie doch mal den Sommer zum Thema. Lassen Sie sich von der warmen Jahreszeit und der Natur um Sie herum beflügeln und entdecken Sie neue kreative Horizonte.

Schreiben am Meer

Es gibt kaum etwas Inspirierenderes als das Schreiben am Meer. Das Rauschen der Wellen, der salzige Duft in der Luft und die endlose Weite des Horizonts bringen Ihre Kreativität in Schwung bringen. Setzen Sie sich in den Schatten eines Sonnenschirms. Spüren Sie den Sand unter Ihren Füßen. Lassen Sie die Umgebung auf sich wirken. Beschreiben Sie das Gefühl! Und erinnern Sie sich daran, wie Sie als Kind zum ersten Mal am Meer waren. Schreiben Sie das auf.

Vielleicht inspiriert Sie auch das Meer zu einer Geschichte? Über Liebe, über Versprechen und Verbrechen. Oder über Muscheln und die Algen am Strand, möglicherweise auch zu einer Dystopie (das Meer als verwunschenes Paradies).  Im Oktober können Sie übrigens auf Kreta den Sommer verlängern. In unserem Schreiburlaub auf Kreta erhalten Sie professionelle Begleitung und Anregungen.

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