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Gute Dialoge schreiben: Wie geht das?

Ein Artikel von Lilian Noetzel über Dialogschreiben. Sie leitet das Live-Seminar “Gute Dialoge schreiben

Gute Dialoge schreiben: Wie geht das?

Das fragen sich viele Autor:innen, und wir möchten hier etwas Licht ins Dunkel des Gesprächs bringen.

Perfekt als literarische Mittel der Figurenführung

Dialoge sind ideal, um eine Geschichte voranzutreiben, Spannung aufzubauen und um Lügen zu entlarven. Oder um deren böses Werk anrichten zu lassen. Die Gesprächspartner können auch um Verzeihung bitten, etwas gestehen, vielleicht sogar jemanden verraten. Oder einfach nur Informationen vermitteln, die der andere Gesprächspartner (und der Leser) bisher nicht kennen kann. Dialoge sind perfekt als Mittel der Figurenführung im Text – und deshalb entscheidend für die Dramaturgie. Auch bringen sie durchaus Dynamik und Abwechslung in den Text.

Literarische Dialoge sind niemals zufällig

Wir sprechen im Leben miteinander, ohne groß darüber nachzudenken. Ein Wort ergibt das andere – und wenn wir nicht wissen, worüber wir sprechen sollen, machen wir eben Small talk.

Darüber hinaus benutzen wir im Leben unglaublich viele Füllwörter: Äh, also, ja … Solche Füllsel rutschen im normalen Gespräch – auch beim Telefonieren – einfach so aus unseren Mündern. Und gehen danach im Geräusch des Lebens einfach unter.

Aber in der Literatur ist das anders. Literarische Dialoge sind niemals zufällig. AutorInnen setzen sie zu bestimmten Zwecken ein: Sie charakterisieren damit die Sprecher, sie geben Informationen über Vergangenes oder sie machen Andeutungen; sie vermitteln Botschaften über Abwesende oder sie bestimmen das Verhältnis der Sprechenden zueinander. Dialoge in der Literatur sind in wichtigen Situationen und Szenen einer Geschichte sinnvoll.

Wie du gute Dialoge schreibst, lernst du im Live-Seminar Dialoge an 1 Tag

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Friedel, der Universalreparierer – eine Kurzgeschichte von Jochen Witte

Friedel, der Universalreparierer

Friedel, der Universalreparierer ist im Online-Kurs Literarisches Schreiben entstanden.
Jochen Witte lebt im Ruhrgebiet und arbeitet an seinem ersten Roman

Friedel stand hinter dem Tresen seines neuen Ladens und blickte hinaus auf den Marktplatz. Wenn er später an die Eröffnung zurückdenken würde, dann wollte er sich an dieses Gefühl erinnern: dass etwas Neues beginne, dass alles möglich sei.

Auch die Natur hatte etwas zu feiern. Die kleinen Grasgebiete schmückte sie mit Blumen, die Bäume mit frischem Grün, den Himmel tünchte sie blau und auf die Äste setzte sie Vögel, die vom Frühling zwitscherten.

Gestern, zur offiziellen Eröffnungsfeier, waren alle erschienen, hatten auf seinen Rücken geklopft, an seine Schultern geknufft und ihm Glück gewünscht. Seine Großeltern, die ihm das Geld für die Werkstatt geliehen hatten, seine Mutter, die sich endlich damit abzufinden schien, dass er sein Studium aufgegeben hatte und neugierige Nachbarn, die sich in den letzten Wochen bestimmt gefragt hatten, was für ein eigenartiges Geschäft da eröffnen sollte: Mr. Fixit – Reparaturen aller Art?    

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Intermezzo – eine Kurzgeschichte von Sarah Keschke

Intermezzo

ist im Online-Kurs „Kreatives Schreiben entstanden. Für die Aufgabe gab es eine Reihe von Wörtern, die in eine Geschichte eingebaut werden sollten. Zwei dieser Wörter – Leguan und vespern – bereiteten mir zunächst einiges Kopfzerbrechen. Was in aller Welt sollte ich damit bloß anfangen?! Dann jedoch formten sich erste Ideen für ein Handlungsgerüst in meinem Kopf, und plötzlich ließ sich alles wunderbar verwursten.

Sarah Keschke kommt aus Deutschland und lebt seit vielen Jahren in Schottland

Intermezz

Zum Wochenendhaus

Corinna steuerte ihren Wagen die Landstraße entlang. Bis zum Wochenendhaus waren es noch etwa zwanzig Minuten. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Zeit, das Wochenende dort zu verschwenden. Sie musste noch dringend zwei Klassensätze Mathearbeiten korrigieren; ihre Planungen für die nächste Woche standen auch noch an. Vor dem Einbruch der Kälte sollte sie aber im Wochenendhaus wenigstens noch einmal nach dem Rechten sehen. Na ja, zumindest hatte sie ihre Arbeit hinten im Auto liegen.

Vielleicht würde sie trotzdem noch einiges erledigen. Sie seufzte. Die viele Arbeit und der Stress im Beruf wurden einfach nicht weniger. Sie hatte gehofft, dass mit etwas mehr Routine alles besser zu schaffen sein würde. Nun war sie siebenunddreißig Jahre alt, hatte ein knappes Jahrzehnt im Job hinter sich, und es änderte sich nichts. Die Arbeit erschien ihr wie Kaugummi an den Fingern – je mehr sie versuchte, sie loszuwerden, umso mehr blieb sie an ihr kleben. Sie hatte nie das Gefühl, „fertig“ zu sein. Immer fand sich noch etwas, das schon seit Langem darauf wartete, erledigt zu werden. Es war, als ob die Arbeit sich unter ihren Händen vermehrte. Die Instandhaltung des Wochenendhauses kam noch als zusätzliche Belastung hinzu.

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Das große Ich: Die Frauen und das Schreiben

Schreibtisch mit Aussicht: Die Frauen und das Schreiben

Was bedeutet das Schreiben für Frauen?

Der Band „Schreibtisch mit Aussicht“ versammelt Essays von Autorinnen unterschiedlicher Generationen (von Joan Didion – 1934 bis 2021 -, bis zu Olivia Sudjic, geb. 1988). Ausgehend von Joan Didions berühmtem Essay „Why I write“ thematisieren sie die das große „I“ (Ich), das das Schreiben bedeutet. Didion hat den Titel von George Orwell ausgeliehen und bringt das Schreiben auf die Formel:

In vieler Hinsicht ist das Schreiben der Akt, ich zu sagen“.

Dieser z.T. „aggressive Akt“ der Selbstbehauptung erweist sich für Frauen als mühsam – und vor allem für solche mit Kindern. Buggys, Windeln, Tränen abwischen, Rotz, der aus der Nase läuft … machen den Plan des Einsam-am-Schreibtisch-Sitzens oft einen Strich durch die Rechnung, so dass das Schreiben oft an einem anderen Ort stattfinden muss.

„Seit ich ein Kind habe, kann ich also überall schreiben (in Cafés, an fremden Tischen, abends im Bett, zwischen zwei Terminen). Aber nicht, weil ich das will, sondern weil es nicht anders geht“,

berichtet Antonia Baum, und führt aus, was fast noch schlimmer ist:

„Aber selbst – und das ist das Entscheidende – … bleibt man als Schriftstellerin doch auf den weiblichen Körper zurückgeworfen, weil er ein durch den männlichen Blick fetischiertes Objekt ist, das sich im Akt des Schreibens vermeintlich exponiert.“

Zimmer mit Aussicht“, auf den der Titel anspielt, war ein besonderer Film, heiter, unbeschwert, ein Film, der Freiheit, Leichtigkeit, Liebe und die Überwindung von Klassenschranken assoziierte. Vielleicht war das der Wunsch von Ilka Piepgras, der Herausgeberin der Anthologie „Schreibtisch mit Aussicht“: dem Gefühl der Freiheit beim Schreiben einen Platz zu geben?

Auf jeden Fall wollte sie “das klischeehafte Bild der zeitgenössischen Schriftstellerin” brechen und “ihre Kunst als das zeigen, was sie tatsächlich ist: harte Arbeit.”

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Das menschliche Herz hat zwei Kammern – von Simone Grawe

Das menschliche Herz hat zwei Kammern

von Simone Grawe beschreibt die außergewöhnliche Situation einer Mutter mit einem psychisch kranken Sohn

Simone Grawe lebte in Bern, sie starb im Frühjahr 2021. Sie war eine außergewöhnliche Frau mit viel Herz, Mut, Verstand und Schreibtalent.

Hier die Worte, mit denen sie Ihren Tod angekündigt hat: Früher sagte ich immer. „ich habs doch überlebt“. Vor drei Wochen … fragte der Sohn, “wie hältst du das nur aus?” ich: „gar nicht. es killt mich.” stimmt.

Das menschliche Herz hat zwei Kammern: Die eine heisst Glück, die andere Verzweiflung

Es ist gut, zerbrechliche Menschen um sich zu haben, das hilft einem, die Welt besser zu verstehen, obwohl ich nicht immer weiss, was ich mit diesem Verständnis anfangen soll. (Jon Kalman Stefansson)

Ich habe eine Freundin. Die hat einen komischen Sohn.

Dauernd ist sie mit diesem Sohn beschäftigt. Das regt mich auf, ärgert mich, nie hat sie Zeit, und wenn wir uns sehen – selten genug, dann jammert sie über den Sohn oder hat Angst um ihn oder ist völlig verstört, so dass ich sagen möchte: „Jetzt spinnst du aber selber schon, komm’ mal wieder runter.“

Offenbar habe ich es tatsächlich gesagt, denn sie schaut mich an, glotzt eher, dann: „Sorry. Was hast du gesagt?”

Wir sind bei ihr zuhause, eine sehr gemütliche Stube, die passt so gar nicht zu der Aufgeregtheit der Freundin: Sie rennt hin und her:

„Er will keinen Kontakt mehr mit mir. Er wirft mir vor, ich hätte sein Erbe veruntreut, ich lebe doch, ich hab’ doch gar keinen Zugriff zu irgendwelchem Erbe von ihm. Da schau!“, und sie zeigt mir die Postkarte, die sie eben erhalten hat.

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Die Arbeit am offenen Herz – von Simone Grawe

Die Arbeit am offenen Herzen  

“Herz-“Geschichte von Simone Grawe; entstanden i2005 im Wochenendkurs Kreatives Schreiben in Potsdam an einem einzigen Wochenende .
Aus gegebenem Anlass veröffentlichen wir ihn jetzt hier. Simone Grawe lebte in Bern.
Herz

Sie stellte ihr Auto rechts an den Strassenrand und blieb sitzen. Den Eingang des Verlagshauses hatte sie im Blick. Sie wusste, sie war viel zu früh. Es war ihr recht, noch Zeit zu haben für sich, Zeit zum Nachdenken. Es fing an zu regnen, und die Scheiben beschlugen sich allmählich. Auch das war ihr recht, so war sie geschützt vor Blicken.

Ohne dass sie es beabsichtigte, zog es sie um Jahre zurück. Um viele Jahre. Sie lächelte und schüttelte gleichzeitig den Kopf: Wie ein Wunderkind war sie behandelt worden, sie, Erika Riemann. Schon in der Volksschule fiel sie auf, sie fiel aber auch sich selber auf. Sie konnte  nicht verstehen, dass ihre Klassenkameraden so lange brauchten, um ein paar Verse auswendig zu lernen. Sie konnte deren Langsamkeit kaum ertragen.

Aber auch die Langsamkeit der Lehrer machte ihr Mühe. Sie beklagte sich bitter bei ihrem Vater: „Gibt es nicht noch andere Dinge, die ich lernen kann? Gibt es nicht noch andere Lehrer, die mehr wissen? Ich langweile mich zu Tode in der Schule.“ Der Vater schaute sie verdutzt an, versprach aber, darüber nachzudenken und für zusätzliche Anregungen zu sorgen. Und er hielt Wort. Was er aber auch noch sagte, das fiel ihr jetzt im Auto wieder ein: „Kind, lass dir nicht zu viel anmerken. Bleibe bescheiden.“ Herz

Und sie wiederum hatte diesen Rat beherzigt und nur sich selbst eingestanden, dass sie eben anders war als die anderen. Sie wurde bewundert, neidlos. Für sie war es so in Ordnung.

Sie dachte, es würde immer so weitergehen.

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Plotten – aber wie? I: Die Schneeflockenmethode

Plotten – aber wie? I: Die Schneeflockenmethode

Die Schneeflockenmethode ist eine Möglichkeit, zu einem Plot zu kommen. Ein Plot beschreibt die Handlung eines Romans von Anfang bis zum Ende.

Der Plot ist das Rückgrat des Romans, hat mal jemand gesagt und einen Kurs so genannt.

Was bedeutet das? Wie geht die Schneeflockenmethode?

Dabei ist das Bild “Schneeflocke” eine Metapher. Die Schneeflocke hat ein Zentrum, aber sie hat auch viele Verästelungen und Spitzen. Sie verbindet sich mit weiteren Schneeflocken zu einem Schneeball. Wird also größer und größer und fester – weiter sollte man über die Metapher nicht nachdenken, denn sonst schmilzt unser schönes Konstrukt wie der Schneemann beim ersten Sonnenschein. Stellen wir uns also einen richtig guten alten Winter vor. Der Schnee liegt die ganze Saison über.

Ich konstruiere nun einen möglichen Roman am Beispiel einer Zeitungsnotiz, die ich als Inspirationsquelle nutze:

Jeffrey Toobin nach Masturbation im Zoom-Call vom New Yorker suspendiert

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Live-Seminar: das neue Format bei schreibwerk berlin

Was ist ein Live-Seminar?

Was ist ein Live-Seminar? Das werden sich viele fragen. So ging es mir ja auch, und ich biete schon seit inzwischen elf Jahren Online-Kurse an. Mit denen komme ich ganz gut zurecht: Die TeilnehmerInnen schreiben ihre Texte, darauf erhalten sie eine Antwort, von uns Anregungen, Tipps und Tricks, um diese Texte besser zu machen. Das allerdings geschieht zeitversetzt und schriftlich.

Ein bisschen Technik 

Live-Seminare dagegen  erlauben eine Begegnung, als wäre man miteinander in einem Raum. Man benötigt dazu lediglich ein bisschen Technik und die Lust am Thema. Technik heißt: Sie brauchen eine funktionierende Internetverbindung und einen Computer mit Kamera und Audiofunktion. Wir laden Sie zum Live-Seminar ein und sorgen für den reibungslosen Ablauf.

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